Synonyme finden: „Sag mal ein anderes Wort für…“
Synonyme gehören zu den wichtigsten Werkzeugen eines Autors: Sie sollen für Abwechslung im Text sorgen, Wiederholungen vermeiden oder den Ausdruck noch weiter verfeinern. Wie du Synonyme finden kannst und auf welche Stolperfallen du dabei achten solltest, verraten wir dir hier.
Du schreibst einen Text und bemerkst plötzlich: Dieses Wort ist schon öfter aufgetaucht. Und hat sich da schon wieder die gleiche Formulierung eingeschlichen? So eine Wiederholung kann auf den Leser störend oder langweilig wirken. Das willst du natürlich vermeiden, also greifst du einfach zu einem Synonym, wenn die Keyword-Vorgaben es zulassen. Schließlich haben Synonyme die gleiche Bedeutung und das heißt doch wohl, dass sie beliebig austauschbar sind, oder? Hier gerätst du schnell in eine Falle. Die gleiche Bedeutung ist nämlich nicht dieselbe Bedeutung – und wenn du das falsche Wort wählst, verändert sich vielleicht sogar die Botschaft deines Satzes.
Was ist ein Synonym?
Synonyme gehören wissenschaftlich in den Bereich der Semantik, der Lehre der Bedeutung. In unserem Fall geht es um Einzelwörter. Jedes Wort hat seine eigene Bedeutung, die sich aus mehreren Merkmalen zusammensetzt. Diese Liste der Merkmale kann sogar über die bloße Definition im Duden hinausgehen.
Synonyme stimmen in einer hohen Anzahl von Merkmalen überein. Zwei Wörter, die synonym sind, haben dadurch die gleiche oder eine sehr ähnliche Bedeutung. Wenn man bei einem Vergleich aber genau hinsieht, wird klar: Jedes Wort ist einzigartig. Eine hundertprozentige Übereinstimmung gibt es also nicht. Das fällt nicht immer ins Gewicht, allerdings gibt es eine Art Skala, auf der sich ein Synonym-Paar bewegt.
Eine hohe Übereinstimmung der Merkmale heißt, beide Wörter können in vielen Fällen ausgetauscht werden, ohne dass sich die Bedeutung des ganzen Satzes maßgeblich ändert. Je niedriger die Übereinstimmung, desto genauer musst du als Texter darauf achten, ob du es dir leisten kannst, die Wörter auszutauschen.
Nehmen wir als Beispiel die Merkmale eines Flusses: Gewässer, groß, bewegt, natürlich, von Ufern eingeschlossen etc.
Fluss kann nicht durch Bach oder Kanal ersetzt werden. Bäche und Kanäle sind zwar auch bewegte, von Ufern eingeschlossene Gewässer. Ein Bach ist aber deutlich kleiner und ein Kanal ist künstlich angelegt.
Jetzt wird es also kompliziert: Die Übereinstimmung der Wörter lässt sich nicht allgemeingültig festlegen. Zwei Wörter, die in einem bestimmten Kontext synonym sind, sind es nicht automatisch in jedem anderen Kontext. Die Bedeutung eines Wortes kann sich nämlich je nach Zusammenhang verändern.
Beispiel:
- Der Rabatt macht dieses Produkt zum Schnäppchen.
- Der Nachlass macht dieses Produkt zum Schnäppchen.
- Der Nachlass wird durch einen Notar geregelt.
- Der
Rabattwird durch einen Notar geregelt.
Der Thesaurus: Herrscher über die Synonyme
Ein linguistischer Thesaurus ist eine Sammlung miteinander verknüpfter Wörter, die sich in ihrer Bedeutung gleichen oder weitgehend übereinstimmen. Der Begriff Thesaurus stammt vom Lateinischen für „Tresor“ und dem altgriechischen Wort thesaurós für „Schatz“ oder „Schatzhaus“.
Diesen Wortschatz sinn- und sachverwandter Wörter gibt es schon seit Langem in Buchform, mittlerweile ist er auch in den gängigen Textbearbeitungsprogrammen und als kostenloses Online-Tool verfügbar. Hier kannst du mit wenigen Klicks nach einer passenden, alternativen Formulierung suchen. Auch im Duden werden Synonyme des nachgeschlagenen Wortes aufgelistet.
Eine ausführliche Synonymliste zu jedem Wort und viele andere Angaben zu seinen Beziehungen findest du beispielsweise in der Synonymliste der Universität Leipzig. Besonders nützlich ist auch das Woxikon. Dieses Tool zeigt dir mögliche Wortpaare nämlich nach Bedeutungen gruppiert an und liefert dir für jede Bedeutung mehrere Vorschläge.
Der Thesaurus zeigt meist nicht nur Synonyme des Ausgangswortes, sondern auch Homonyme an. Homonyme sind Wörter, die in Schrift und Aussprache identisch sind, aber klar unterschiedliche Bedeutungen haben. Für jedes Wort, das du in den Thesaurus eingibst oder dort nachschlägst, werden also auch die Homonyme mit ihren Synonymen angezeigt. Schließlich kann kein Buch oder Programm beurteilen, ob du nun nach Synonymen für „die Fortbewegung“, „das Funktionieren“ oder „das in Frage kommen“ suchst, wenn du den Begriff gehen recherchierst.
Unterschiede bei den Wortarten
Synonyme benötigst du am häufigsten für die Wörter, denen man intuitiv eine klar vorstellbare Bedeutung zuschreibt: Substantive, Verben und Adjektive.
Substantive
Substantive haben am wenigsten wirklich „gute“ Synonyme. Um für Abwechslung zu sorgen, kannst du hier zu einer Notlösung greifen: Drück mit dem neuen Wort eine Wertung oder Meinung aus. Dann wird aus dem Hund schnell ein Köter oder eine Fellnase und aus der Disco ein Beatschuppen oder eine Tanzbar.
Verben
Bei Verben verhält es sich kaum anders als bei den Substantiven: Manche sind sich ähnlich, eineiige Zwillinge suchst du aber vergebens. Trotzdem machen sie es uns etwas leichter. Viele synonyme Verben bieten dir nämlich eine genauere Beschreibung und sorgen für Differenzierung. Auch hier gilt: Durch diese Differenzierung wird die Bedeutung spezieller!
Nehmen wir als Beispiel das Wort gehen: Hier kannst du nicht beliebig aus den Vorschlägen des Thesaurus wählen: Worte wie marschieren, schreiten, stolzieren, trippeln, stelzen stimmen in der Bedeutung nicht wirklich überein und trotzdem handelt es sich laut Thesaurus um Synonyme. Welches Verb du verwendest, hängt vom Zusammenhang ab. Sicher möchtest du in deinem Text niemanden, der einfach nur über die Straße geht, ersatzweise dort trippeln lassen.
Adjektive
In der Wortgruppe der Adjektive ist es leichter passende Synonyme zu finden. Am besten greifst du auf den gleichen Trick zurück, den du auch bei Verben anwendest. Such dir die Wörter aus, die die gewünschte Botschaft noch besser vermitteln. Hübsch – schön zum Beispiel: Sie weichen auf den ersten Blick weniger voneinander ab, wenn man aber genau hinsieht, findet man die feinen Unterschiede.
Durch die gewohnte Verwendung wirkt schön nämlich intensiver auf den Leser als hübsch. Wenn du also eine Szenerie als hübsch beschreibst, hat sie wohl weniger Eindruck gemacht als eine schöne oder sogar atemberaubende Kulisse. Ähnlich wie bei den Verben sorgen synonyme Adjektive also für Abstufungen.
Präpositionen
Diese Wörter sind am einfachsten auszutauschen, wenn Synonyme zur Verfügung stehen. Oft sind es Nuancen, die hauptsächlich die Qualität des Ausdrucks beeinflussen und Wiederholungen verhindern. Eine Präposition kann durch synonyme Präpositionen oder erweiterte Formulierungen ersetzt werden:
mit – mittels, anhand, mit Hilfe von
Der Einsatz von Synonymen: Wann sollte ein Wort überhaupt durch ein Synonym ersetzt werden?
- Es kam bereits zu oft im Text vor:
Wiederholungen können schnell einen ansonsten guten Text zur Quälerei machen. Ein Wort, das allzu oft vorkommt, sollte dann im Text gut verstreut ersetzt werden. - Das Wort passt nicht ideal in den Satz/Zusammenhang:
Gerade in der ersten Fassung hapert es oft noch am treffenden Ausdruck. In diesen Fällen wird die Überarbeitung genutzt, um "So-na-ja-Wörter" durch "auf-den-Punkt-Synonyme" zu ersetzen. - Zu große Nähe zu ähnlichen Wörtern:
Ein übertriebenes Beispiel: Er wohnt in einer wohnlichen Wohnung. Mindestens ein Wort sollte hier ersetzt werden: Er lebt in einer gemütlichen Wohnung. - Die maximale Keyword-Anzahl wurde überschritten:
In diesem Fall stört die Wiederholung nicht nur den Leser, sondern auch die Suchmaschinen.
Gute Synonyme finden
Jetzt weißt du schon, wann du Synonyme einsetzen solltest und du kennst einige der wichtigsten Stolperfallen. Aber nach welchen Kriterien sucht man eigentlich genau das passende Wort aus? Hier ein kurzer Leitfaden, der dir bei der Auswahl eines passenden Synonyms hilft:
- Ist das Wort jedem bekannt?
Falls du im Thesaurus ein Wort findest, das du bis dahin nicht kanntest, sei vorsichtig. Schließlich reicht die Synonymliste allein nicht aus, um die genaue Bedeutung zu kennen. Recherchiere, bevor du das unbekannte Wort als Synonym verwendest. Nur so kannst du beurteilen, ob es im Zusammenhang sinnvoll ist. Und wenn du als Autor das Wort nicht kennst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass deine Leser auch nichts damit anfangen können. - Vergleiche die Merkmale der Wörter!
Mach eine kurze Checkliste, in der du Merkmale der Wörter, die „im Angebot“ sind, vergleichst. Gibt es genügend Übereinstimmungen? Dann hast du ein gutes Synonym gefunden. - Passt es zum Stil und Ton des Texts?
Eine gute Hilfe zur Auswahl ist der Hinweis (ugs.): Durch den kannst du von Anfang an umgangssprachliche Wörter als Synonyme in einem sehr sachlichen Text ausschließen. - Teste das Synonym kritisch im Satz!
Auch wenn du dir deiner Sache sicher bist, schau dir den Satz und seine Umgebung noch einmal genau an, nachdem du ein Synonym eingesetzt hast. Da erscheint das Wort schnell in einem anderen Licht. - Verbessert das neue Wort den Satz?
Selbst wenn du unbedingt auf Wiederholungen verzichten willst, achte darauf, den Satz durch das Synonym zu verbessern. Zumindest aber solltest du mit dem Synonym niemals einen faulen Kompromiss eingehen.
Beispiel: Haus – Bau, Behausung Bude, Eigenheim, Heim, Hütte
Es gibt hier keine allgemeingültig richtige Wahl. Bei der Auswahl eines guten Synonyms kommt es immer auf den Kontext an:
Er wohnt in einem sehr kleinen Haus.
Wie ist die “Nachbarschaft“ des Wortes? Wenn immer wieder umgangssprachliche Ausdrücke im übrigen Text vorkommen, kannst es zum Beispiel durch Bude ersetzen und damit dem lockeren Ton anpassen.
So finanzieren Sie Ihr Haus.
Die tonale Umgebung des Satzes wird schnell deutlich, ohne dass man den restlichen Text sehen muss: Der Ton ist sachlich, es geht um ein ernsteres Thema. Aus der Liste der Synonyme kommt also nur das Eigenheim in Frage – es wertet den Satz sogar auf. Wer ganz genau aufpasst merkt allerdings, Eigenheim muss nicht in jedem Kontext stimmen. Vielleicht soll das Haus gar nicht vom Besitzer bewohnt werden?
Man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
Bei der zweiten Hälfte des Satzes handelt es sich um eine feststehende Formulierung, ein sogenanntes Idiom. Feststehende Begriffe und Formulierungen können weder eins zu eins übersetzt werden, noch kannst du ein einzelnes Wort in der Formulierung durch ein Synonym ersetzen.
Passende Synonyme finden: keine Regel, viele Fallen
Der genaue Blick auf Synonyme sorgt erst einmal für Verwirrung. Auch Sprachwissenschaftler sind sich nicht einig, was eine konkrete Definition des Synonyms angeht. Wenn du in deinem Textbearbeitungsprogramm, im gedruckten Thesaurus und online nach einem Synonym recherchierst, wirst du kaum Wörter mit der exakt identischen Bedeutung finden.
Manchmal reicht ein Wort mit einer ähnlichen Bedeutung. In anderen Fällen kannst du das Synonym nutzen, um deine Botschaft besser zu vermitteln und etwas genauer zu beschreiben. Die Regel für Synonyme müsste also lauten: Es gibt keine Regel. Es kommt eben immer darauf an. Hauptsache, du sorgst für eine ausreichende Übereinstimmung der Merkmale und achtest auf den Kontext.
Und auch hier gilt: Übung macht den Wortmeister. Je öfter man schon überlegen musste, „was ist ein anderes Wort für…“, desto leichter fällt die Wahl.
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Kommentare
Vikischreibi 31. August 2017 - 13:50
Tolle Blogbeitrag
da ich selbst sehr oft schreibe, benötige ich um nicht immer dasselbe Wort zu verwenden passende Synonyme. Ich habe bei https://www.lass-andere-schreiben.de/blog/auf-der-suche-nach-dem-passenden-wort-so-findest-du-synonyme gute Tipps und Tricks gefunden, wie ich Synonyme finde und wie ich sie gut verwenden kann. Bei deinem Blog finde ich, noch weiter Tipps danke noch mal .