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Über Anglizismen: „Ohoh, die Angeln kommen“

Bloggen, designen, shoppen: Anglizismen gehören in vielen Branchen wie Marketing, Social Media und Vertrieb fest zum Alltag dazu. Wie du mit diesen Fremdworten richtig umgehst und sie gezielt einsetzt, zeigt dir unser Tutorial!

Ein Band mit selbst genähten britischen Flaggen ist vor einem blauen Hintergrund gespannt.


Die deutsche Sprache hat sich seit ihrer Entstehung im frühen Mittelalter ständig weiterentwickelt und verändert – das ist für praktisch alle Sprachen der Welt normal. Dabei wurde sie immer von anderen Dialekten und Sprachen beeinflusst. Aber kaum eine andere Sprache hat so sehr ins deutsche Sprachleben Einzug gehalten wie die englische: Mit jedem Jahr nimmt der Duden mehr englischstämmige Begriffe in sein Verzeichnis auf.
 
Wir shoppen, nachdem wir unser neues Image designt haben, aber natürlich nicht, ohne uns richtig zu stylen. Und damit unsere Community auch alles checkt, circeln, twittern und bloggen wir 24/7 (twentyfour-seven). Anglizismen, die auch abwertend als Denglisch bezeichnet werden, sind längst nicht mehr nur Jugendsprache: Sie sind dank der Medien fester Bestandteil des modernen Sprachgebrauchs.
 
In Branchen wie Marketing, Wirtschaft, Technik, E-Commerce und im Verkauf spricht man eher von „Sales“, „Shops“ oder einem „Service“ als vom „Schlussverkauf“, dem „Laden“ oder der „Dienstleistung“. Gerade durch Social Media schnappen wir im Alltag immer mehr Begriffe aus der englischen Sprache auf. Social-Media-Manager von Firmenaccounts spielen oft sogar ganz bewusst und humorvoll mit der Kombination aus Englisch und Deutsch.
 
Oder wie Rudi Carrell einmal feststellte:
 
„Als ich nach Deutschland kam, sprach ich nur Englisch – aber weil die deutsche Sprache inzwischen so viele englische Wörter hat, spreche ich jetzt fließend Deutsch!“

Der Anglizismus: Freund oder Feind?

 
Egal ob in der Presse, unter Wissenschaftlern oder Sprachliebhabern: Anhänger und Gegner bringen ihre Argumente für bzw. gegen die eingedeutschten Fremdwörter. Die Gegner sind überzeugt, die deutsche Sprache müsse erhalten und verteidigt werden. Oft befürchten sie auch, dass Anglizismen eine Barriere beim Verständnis bilden, vor allem wenn sie überhandnehmen.
 
Befürworter der Anglizismen im Deutschen freuen sich dagegen über eine Anpassung an eine globalisierte und internationale Welt, in der Englisch die Weltsprache ist.

„Viele Anglizismen ersetzen keine deutschen Wörter, sondern bezeichnen neue technische oder kulturelle Entwicklungen, für die es noch gar keine heimischen Wörter gibt.“

Für sie sind Anglizismen eine Bereicherung und ein Zeichen einer lebendigen Sprache.
 
Was man von der Existenz und der Anzahl von Anglizismen halten soll, ist Geschmacksache und jeder Person selbst überlassen. Beim Schreiben ist ihr Einsatz abhängig vom Kontext, in dem sie benutzt werden, von der angesprochenen Zielgruppe und von der Textart. Wenn das englische Wort einfach besser passt oder im Deutschen keine adäquate Übersetzung existiert, lassen sich Anglizismen kaum vermeiden. Fakt ist aber: Wenn du die deutsch-englischen Ausdrücke verwendest, solltest du sie korrekt schreiben und konjugieren.

Anglizismen im Deutschen richtig verwenden

 
Viele englischsprachige Ausdrücke haben den Weg in die deutsche Sprache bereits gefunden und wir verwenden sie im täglichen Sprachgebrauch. Oft bemerkt man die Begriffe beim Reden gar nicht mehr. Erst wenn es darum geht, sie zu schreiben, kommt der:die eine oder andere ins Grübeln: Wie war das nun mit der Endung bei Verben? Und was war noch gleich die Mehrzahl von „Party“?
 
Die deutsche Rechtschreibung hat sich einen großen Teil der Worte einverleibt und ihn den Regeln der deutschen Sprache angepasst. Das soll dafür sorgen, dass Autoren sie beim Schreiben einfacher verwenden können. Hat man allerdings Englisch gelernt, bringt man die Regeln der beiden Sprachen bei Anglizismen schnell mal durcheinander. Deshalb haben wir die wichtigsten Regeln und passende Beispiele für dich gesammelt.


Ein Englisch-Wörterbuch liegt aufgeschlagen auf einem Schreibtisch.

Partys mit den Ladys des Surfers – Substantive

 
Im Englischunterricht haben wir gelernt, dass das -y am Ende eines Wortes in der Mehrzahl zu -ies wird: Die party wird zu vielen parties, die lady und ihre Freundinnen sind ladies. In der deutschen Sprache richten sich diese Worte nach der deutschen Definition der Mehrzahl, in der nur ein einzelnes -s angefügt wird. Der Plural von Lady ist „Ladys“, die von Party „Partys“.
 
Auch der Genitiv der Anglizismen ist an die deutsche Sprache angepasst. Beim männlichen Fall wird das Genitiv-s angefügt, im weiblichen Fall bleibt der Nominativ bestehen:
 
Der Surfer: Das Brett des Surfers ist verschwunden.

Die Party: Das Ende der Party naht.

Die richtige Groß- und Kleinschreibung

 
Bei der Groß- und Kleinschreibung schreiben wir die Hauptwörter groß, auch wenn das in der Herkunftssprache des Wortes nicht so vorgesehen ist. Wurde der Begriff bereits „eingedeutscht“ und in den Duden aufgenommen, orientiert man sich an der deutschen Rechtschreibung. Bei den zugehörigen Artikeln ist die Übersetzung des Wortes oft hilfreich: Ist das deutsche Wort männlich, wird ihm meist ein männlicher Artikel angefügt, ist die Übersetzung weiblich oder sächlich, folgt daraus meist ein weiblicher bzw. sächlicher Artikel. Im Zweifelsfall hilft ein Blick in den Duden.

Mit Bindestrich oder ohne?

 
Für die Getrennt- und Zusammenschreibung von Anglizismen hat der Duden genaue Regeln: Handelt es sich um Zitatwörter wie Namen oder Fachbegriffe, werden die Wörter in ihrer ursprünglichen Schreibweise übernommen (beispielsweise British Museum oder Soft Skills). Andernfalls schreibst du aus Substantiven zusammengesetzte Anglizismen zusammen. In den meisten Fällen darfst du für das bessere Verständnis auch Bindestriche setzen. Die Schreibweisen Homeoffice und Home-Office sind zum Beispiel beide richtig.
 
Handelt es sich um eine Zusammensetzung aus einem Verb und einem Partikel wie Make-up, Know-how oder Must-have, musst du einen Bindestrich setzen und den Partikel kleinschreiben. Kombinierst du dieses Wort mit weiteren Bestandteilen, musst du zwischen allen einzelnen Bestandteilen Bindestriche setzen, beispielsweise in Begriffen wie E-Mail-Account, Work-Life-Balance, Abend-Make-up oder Drop-down-Menü. Die Substantive in diesen Wortgruppen werden immer großgeschrieben, egal an welcher Stelle sie in der Reihe stehen.

Ich maile, du designst – englische Verben im Deutschen

 
Bei der Konjugation der Verben kann man sich an den deutschen Verben orientieren. Die Begriffe, die ins Deutsche übernommen wurden, sind auch in ihrer Rechtschreibung angepasst. Demnach wird die Grundform mailen wie folgt konjugiert:
 
Ich maile

Du mailst

Er/Sie/Es mailt
 
Wir mailen

Ihr mailt

Sie mailen
 
Die Verben bilden aus dem Wortstamm und der „deutschen“ Endung ihre jeweilige Form. Ebenso verhält es sich unter anderem bei diesen Verben: shoppen/ihr shoppt, briefen/du briefst, stylen/er:sie stylt, scannen/ihr scannt, managen/ihr managt, etc. Endet das Verb auf -eln, kannst du entscheiden, ob du das -e weglässt oder nicht: recyceln/ich recyc[e]le, googeln/ich goog[e]le.
 
An der Frage, ob einige Verben getrennt geschrieben werden dürfen, somit also auch „ich loade down“ anstelle von „ich downloade“ verwendet werden darf, scheiden sich die Geister. Die aktuelle Version des Dudens sieht dafür keine Schreibweise vor.
 
Auch in der Vergangenheitsform des Perfekts werden die eingedeutschten englischen Verben mit der „normalen“ deutschen Konjugation gebildet:
 
Ich habe gemailt

Du hast gemailt

Er/Sie/Es hat gemailt
 
Wir haben gemailt

Ihr habt gemailt

Sie haben gemailt
 
Aber auch bei den Anglizismen gibt es Ausnahmen. Nicht alle englischen Worte lassen sich so problemlos durchkonjugieren wie unser Beispiel oben. Einige verlieren die geläufige Partizip-II-Anfangssilbe „ge“, zum Beispiel designen, recyceln, promoten:
 
Ich habe designt

Du hast designt

Wir haben designt
 
Andere verschieben diese Silbe an eine andere Stelle, beispielsweise updaten, downloaden, uploaden, upgraden, rebooten:
 
Ich habe upgedatet

Du hast upgedatet

Wir haben upgedatet

 
Bei doppelten Konsonanten bleibt am Ende des Wortstamms in der Regel der zweite Konsonant erhalten: scannen wird demnach zu „ich scanne“, „du scannst“, „er/sie/es scannt“, „ich habe gescannt“ etc.

Der gestylte Sunnyboy – eingedeutschte Adjektive

 
Englische, eingedeutschte Adjektive werden im Deutschen gebeugt und an das Substantiv angepasst.
 
Cool: „A cool car…“ => „Ein cooles Auto…”

Getunt: „…with a tuned engine“ => „…mit einem getunten Motor.“
 
Einige Wörter lassen sich aber auch im Deutschen nur recht schwierig beugen oder steigern. „Easy“ ist zwar eingedeutscht, eine „easyere Aufgabe“ jedoch fordert den Lesern schon ein bisschen Kopfakrobatik ab. Eleganter ist es deshalb, diese Ausdrücke zu umgehen („eine Aufgabe, die easy zu erledigen ist“) oder eine Alternative zu finden („eine einfache Aufgabe“).

Vorsicht bei „falschen Freunden“ und Pseudoanglizismen

 
Viele der Lehnwörter bzw. Neologismen, die wir im Deutschen verwenden, haben für englische Muttersprachler eine ganz andere Bedeutung. Noch dazu gibt es eine ganze Reihe von Wörtern, die nur wie Anglizismen klingen, ihren Ursprung aber in der deutschen Sprache haben. Wenn Deutsche beispielweise von einem „Handy“ sprechen, ist im Englischen das „cell phone“ oder „mobile phone“ gemeint. Den Begriff „handy“ gibt es im Englischen zwar auch. Dabei handelt es sich aber um ein Adjektiv, das „praktisch“ oder „handlich“ bedeutet. Andere Beispiele wären das „Public Viewing“ oder das „Shooting“.

Die Wirkung von Anglizismen: Auf die Zielgruppe kommt es an

 
Gezielt eingesetzt wirken Anglizismen modern. In bestimmten Branchen und internationalen Unternehmen gehören sie sogar fest zum Alltag: Präsentationen und Meetings werden oft auf Englisch abgehalten und wer dort Karriere machen möchte, muss gut Englisch sprechen können. Schreibst du für diese Zielgruppe, werden Anglizismen also erwartet.
 
Dagegen wirken sie beispielsweise in der Servicebeschreibung eines regionalen Handwerksbetriebs eher fehl am Platz. Im schlimmsten Fall verwirren sie deine Zielgruppe. Besteht deine Zielgruppe beispielweise aus Senioren oder Menschen, die wenig bis gar nicht Englisch sprechen, erreicht deine Botschaft sie gar nicht. In Fachtexten können sie je nach Zusammenhang sogar unseriös wirken.

Anglizismen im Deutschen: Ja oder nein?

 
Ob ein Anglizismus verwendet werden soll oder nicht, ist erst einmal dir als Autor überlassen. Anglizismen sind sinnvoll und unvermeidbar, wenn sie die deutsche Sprache ergänzen. In der IT-Branche käme man ohne sie wohl keine zwei Sätze weit. Abhängig von Thema, Nutzen und Zielgruppe können sie einen Text bereichern, beispielsweise um einen lockeren Stil zu treffen und auf Augenhöhe mit jüngeren Lesern zu kommunizieren.
 
Egal für welche Variante du dich entscheidest: Achte auf die Lesbarkeit deines Textes. Wenn ein englischer Ausdruck nicht richtig zu passen scheint oder die Leser stolpern lässt, wäre eine (deutsche) Alternative besser. Hauptsache ist, dass dein Text zur Branche, zu deinen Auftraggebenden und deiner Zielgruppe passt.
 
Übrigens: Der Sprachexport funktioniert auch andersherum. Auch die englische Sprache hat einige Worte aus dem Deutschen übernommen. US-amerikanische Kinder gehen in den „kindergarden“, Autofahrer auf dem Highway träumen von „autobahnen“ und US-Bürger stillen ihren Hunger mit „bratwurst“. Und auch dort wurden die deutschen Worte an die amerikanischen Rechtschreibregeln angepasst. Mit „Bratwürsten“ war man dort überfordert, deshalb wurden sie kurzerhand zu „bratwursts“.
 
Ein bisschen Neues kann also nicht schaden, im Gegenteil: Beide Sprachen werden durch den gegenseitigen Einfluss reicher!


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Kommentare

jubuc 25. März 2021 - 12:06

Mit den meisten Aussagen des Artikels bin ich einverstanden. Er räumt einige Unsicherheiten zur Schreibweise aus. Danke!

Aber: Das "Gendern" wird nicht als mögliches Problem angesprochen. Ich lehne diese ideologische Willkür ab. Nicht weil sie Ideologie transportiert, sondern weil sie sich beim Lesen und Sprechen wie Stacheldraht im Kopf anfühlt.

Ein Beispiel aus diesem Beitrag: "… und der:die ein:e oder andere US-Bürger:in stillt seinen:ihren Hunger mit bratwurst“.

Wenn ich z.B. Wissen oder Motivation vermitteln will, ist das Gendern für die Leser ein schwer überwindbares Hindernis.

Was sagen andere Texter dazu?

Antworten

Francisca Wachler 29. März 2021 - 12:13

Hallo,

danke für dein Feedback!

Wir haben die Textstelle etwas umformuliert, damit sie einfacher zu lesen ist.

Grundsätzlich sollte das Gendern in Texten kein Hindernis bei der Vermittlung von Informationen sein. In diesem Tutorial wird es nicht angesprochen, weil es hier nur um die Verwendung von Anglizismen geht. Wir nehmen es aber gerne als mögliches Thema für einen eigenen Beitrag auf.

Herzliche Grüße aus Mainz!

Antworten

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