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Ist das noch Deutsch? Wissenswertes über Fremdwörter

Es sollte wohl kein Problem sein, das Fremde in der eigenen Sprache eindeutig auszumachen, oder? Dem werden wir nachgehen.

Liebe Textbroker-Autoren,

als Wortarbeiter und Textdesigner wissen Sie über die deutsche Sprache natürlich bestens Bescheid. Es sollte wohl kein Problem sein, das Fremde in der eigenen Sprache eindeutig auszumachen, oder? Dem werden wir nachgehen.

Schreiben ist Kommunikation. Da die Kommunikation jedoch zeitversetzt stattfindet, können Sie dem Leser keine Tipps mehr geben, wenn er Ihren Text schließlich vor Augen hat. Ihre Texte müssen daher von Anfang an unmissverständlich sein. Wie schreiben Sie also so, dass Ihre Aussagen optimal aufgenommen werden? Zum Beispiel, indem Sie Fremdwörter als mögliche Hürden umgehen oder sie gezielt einsetzen, um eine Sache auf den Punkt zu bringen.

Das Deutsche und das fremde Wort

Was ist eigentlich deutsch an der deutschen Sprache? Mein Onkel und meine Tante essen einen zuckersüßen Keks. Ein scheinbar „urdeutscher“ Satz, richtig? Bei genauerem Hinsehen lässt sich jedoch feststellen, dass sowohl Onkel als auch Tante aus dem Französischen (oncle/tante) und Keks aus dem Englischen (cakes) entlehnt wurden. Obendrein ist Zucker über das Italienische (zucchero) aus dem Arabischen (sukkar) und Persischen (šäkär) ins Deutsche gekommen. Das ist jedoch schon so lange her, dass wir die Wörter gar nicht mehr als fremd wahrnehmen. Sie sind in Schreibung und Aussprache vollständig integriert und viel geläufiger als ehemalige Entsprechungen für Tante/Onkel wie Base, Muhme oder Oheim. Es ist also nicht nur wichtig, ob Wörter aus einer fremden Sprache kommen, sondern auch wann sie ihren Weg ins Deutsche gefunden haben.

Früher war Französisch en vogue – jetzt ist Englisch in

Der Schrecken vor einem möglichen „Verfall“ der deutschen Sprache durch Einflüsse aus anderen Sprachen ist seit jeher weit verbreitet. Zurzeit ist vor allem die Angst vor dem Englischen groß. Doch bei genauerer Betrachtung hat es solche Einflüsse schon immer gegeben: Viele Wörter aus dem Französischen sind heute im Deutschen zu finden, genauso viele sind aber auch wieder verschwunden. Ein Blick zurück zeigt: Heute suchen wir eher vergeblich nach den Bonvivants, die pläsierlich auf dem Trottoir flanieren. Es wird eher von Playboys die Rede sein, die vielleicht just for fun auf einer Party relaxen. Viele Wörter aus anderen Sprachen sind heute nur allzu geläufig und wir machen uns gar keine Gedanken mehr darüber, wo sie letztendlich herkommen (z. B. Fenster, Pause, Streik, Kasse, Balkon, Picknick, Thema, Film …). Dennoch haben viele dieser Wörter (noch) einen Eintrag im Fremdwörterbuch. Was genau ein Fremdwort ausmacht, ist in der Fachwelt umstritten. Deshalb begnügen wir uns doch mit einer ganz pragmatischen Definition: Fremdwort ist, was fremd erscheint und abseits des bekannten und akzeptierten Wortschatzes liegt.

Gründe für fremde Wörter

Kein Wort ist allein deshalb schlecht, weil es aus einer anderen Sprache kommt. Gut aber ebenso wenig. Abseits der geläufigen Fremdwörter könnte man auf Unverständnis oder Abwehr stoßen – im Zweifel sollten Sie sich deshalb zugunsten der Verständlichkeit entscheiden. Mit Fremdwörtern lassen sich Sachverhalte oftmals mit nur einem Wort beschreiben, das sorgt für schön kurze Sätze. Je nach Zielgruppe spricht der fremde Fachjargon genau die richtigen Leser an und weckt bei ihnen die nötige Neugier, mehr über das Thema zu erfahren – ideal! Fremdwörter können auch als willkommene Abwechslung im Text dienen und als Synonyme verwendet werden, um Wortwiederholungen zu vermeiden. Sie bringen Dinge auf den Punkt und können so Mehrdeutigkeiten umgehen. Besonders in der IT-Branche, in der Mode und der Wissenschaft sind Fach- und Fremdwörter oftmals unumgänglich. Besonders die Werbesprache strotzt oftmals vor trendigen und hippen Wörtern aus anderen Sprachen. Hier darf bzw. soll sogar aufgegriffen werden, was sich in der jeweiligen Szene etabliert hat: Styling sagt mehr aus als Form, Gestalt oder Zuschnitt. FashionHighlights müssen nicht deutscher werden, für die StretchLeggings muss kein anderes Wort gefunden werden und auch die AnkleBoots oder FiveFingers müssen nicht zwangsläufig übersetzt werden, solange Sie für die entsprechende Mode-interessierte Lesergruppe schreiben.

Gibt’s das auch auf Deutsch?

Genauso viele Gründe wie dafür gibt es auch dagegen, Fremdwörter einzusetzen. An erste Stelle ist immer das Verständnis zu setzen. Damit die Kommunikation mit Ihren Lesern möglichst reibungslos klappt, müssen diese die Informationen vollständig, ohne Missverständnisse und ohne große Mühe aufnehmen können.

Fremdwörter als Geheimcode – verstehen Sie’s noch?

  • Ballistische Experimente mit kristallinem H2O auf dem Areal der pädagogischen Institution unterliegen strengster Prohibition! (Das Schneeballwerfen ist auf dem Schulhof verboten!)
  • Oberhalb der Kulminationspunkte forstwirtschaftlicher Bestände tendieren die Dezibelwerte gegen den Nullpunkt. (Über allen Wipfeln ist Ruh’.)
  • Wäre es da nicht adäquat, den Usus xenophiler Termini zu minimieren? (Sollte man den Gebrauch von Fremdwörtern nicht besser einschränken?)

Zum letzten Beispiel: Vielleicht sollte man, ja! Und zwar immer dann, wenn das Verständnis leiden könnte. Stellen Sie sicher, dass die Fremdwörter, die Sie verwenden möchten, von Ihren Lesern auch verstanden werden. Im Zweifel verzichten Sie auf diese – oder, das ist eine gute Zwischenlösung, Sie erklären sie kurz. Je spezieller ein Fremdwort ist, je mehr es einem bestimmten Fachjargon und weniger dem allgemeinen Wortschatz zuzuordnen ist, desto eher verlieren Sie mögliche Leser, wenn Sie es unkommentiert verwenden.

Fremdwörter als „Angeber-Deutsch“

Sie sind Expertin oder Experte auf Ihrem Gebiet. Da ist es doch verständlich, dass Sie Ihr Wissen nicht ohne mindestens 90 % Fremdwortanteil weitergeben können, oder? Besser nicht! Erklären Sie in einfachen Worten, holen Sie Ihre Leser von jedem Wissensstand ab. Lassen Sie Ihr Wissen durch inhaltlichen Mehrwert und Insider-Details durchblitzen, Sie brauchen sich gar nicht hinter wüsten Fremdwortschwällen verstecken. Falls Ihnen nicht gleich passende Entsprechungen einfallen, empfiehlt sich ein kurzer Besuch auf einer Synonymwörterbuchseite, wie etwa https://wortschatz.uni-leipzig.de/de. Und bei Themen, die nicht zum eigenen Expertenwissen zählen, muss man als Texter besonders vorsichtig sein. Wie entlarvend ist doch eine falsche Verwendung von Begriffen. Wie schnell aus einem Katheder ein Katheter wird, aus Hypothese Hypophyse oder gar Hypotenuse – da ist die Verwirrung dann groß. (Sehr schön hierzu mit vielen weiteren Beispielen auch die Kolumne "Zwiebelfisch" von Bastian Sick.)

Und unterm Strich?

Ob und wie viele Fremdwörter Sie in Ihren Texten verwenden, bleibt Ihre Wahl – Sie sind schließlich die Autorin oder der Autor. Sie sollten es jedoch stets bewusst tun, um einen Sachverhalt klarer auszudrücken oder um für das Themengebiet wichtige Schlagwörter zu nennen. Vom Gebrauch der fremden Wörter ist abzuraten, wenn Sie sie nur als Zeichen Ihrer hohen Bildung setzen möchten und sie nicht zum Kontext, der Zielgruppe oder der Textart passen. Haben Sie Ihre Ziele daher immer genau im Blick und entscheiden Sie von Fall zu Fall, ob Fremdwörter in einem Text passend sind oder nicht.

In diesem Sinne, schreiben Sie’s gut,

Ihr Textbroker-Team


Kommentare

273264 15. Februar 2017 - 9:09

Hallo, Frau Teichmann,

vielen Dank für diesen Beitrag. Er hat mich sehr inspiriert und für Klarheit gesorgt.

Sonnige Grüße nach Mainz,

Susanne Schmieder

Antworten

227114 16. Februar 2017 - 10:26

Das Komma zwischen Hypothese und Hypophyse verwirrt mich, nicht der Bedeutungsunterschied. 😉

"Wie schnell aus einem Katheder ein Katheter wird, aus Hypothese, Hypophyse oder gar Hypotenuse – da ist die Verwirrung dann groß.

Antworten

isabelkiely 16. Februar 2017 - 13:56

Hallo small data, vielen Dank für das aufmerksame Lesen. Da hatte sich wohl ein Fehlerchen eingeschlichen – wir haben die Stelle korrigiert. Entschuldigt bitte das Versehen, wir wollten keine Verwirrung stiften.

Antworten

187969 21. Februar 2017 - 6:13

“…..Sie brauchen sich gar nicht hinter wüsten Fremdwortschwällen verstecken.“

Ich komme noch aus der Vor-Rechtschreibreform-Ära und staune immer noch ab und an, was mittlerweile alles geschrieben werden darf. Worüber ich oft stolpere, ist der „erweiterte Infinitiv mit zu“, der früher Gesetz war und heute teilweise ignoriert wird (siehe Beispiel oben).

Mich interessiert, ob das ein Versehen war oder ob es tatsächlich laut neuer Dudenvorgabe so in Ordnung ist, das „zu“ einfach wegzulassen. (Ich werde es trotzdem nicht tun.) 🙂

 

Viele Grüße und danke für einen, wie immer, interessanten Artikel.

Antworten

Lydia Teichmann 22. Februar 2017 - 10:01

Hallo Liesmich,

danke für deine aufmerksame Beobachtung. Hier ist beides richtig, der erweiterte Infinitiv mit zu wie auch der reine Infinitiv ohne zu. Beim verneinten brauchen gleicht sich die Verwendung der von müssen an. Du brauchst nicht (zu) kommen = Du musst nicht kommen. Brauchen reiht sich damit in die Gruppe der Modalverben (müssen, können, dürfen, sollen, wollen, mögen) ein, bei denen ebenfalls der reine Infinitiv (ohne zu) ausreicht. Besonders in der gesprochenen Sprache wird das zu vor dem Infinitiv oft weggelassen, verneintes brauchen wird also wie ein verneintes müssen verwendet.

Hier lässt sich Sprachwandel aktuell beobachten und es zeigt sich einmal mehr, dass Sprache dynamisch ist.

Viele Grüße und danke fürs aufmerksame Lesen!

Antworten

Silber 13. Juni 2021 - 15:36

Mir wäre es lieb, wenn keine Anglismen verwendet würden. Ich muß dauernd suchen, was das betreffende Wort heißt.

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