Workshop: Von guten Texten zu guten Webtexten
Erinnerst du dich noch an den geheimnisvollen Satz von Petra Lahnstein aus dem letzten Teil? „Für Online-Medien schreiben, ist zuallererst: mehr als Schreiben!“ Im zweiten Teil der Workshopreihe erfährst du nun, wie Webseitentexte sich von klassischen Texten unterscheiden, woran das liegt und worauf du beim Schreiben achten musst.
Ein gut geschriebener Büchertext (wie im ersten Teil unseres Workshops erklärt) ist nicht unbedingt auch ein guter Webtext. Denn er muss zusätzlich sowohl den Algorithmen der Suchmaschine als auch dem besonderen Leseverhalten der Internet-User gerecht werden.
Worin liegen die Unterschiede?
Das Leseverhalten im Internet ist ein ganz anderes als das des klassischen Bücherlesers. Laut einer Studie benötigt ein Leser für einen Text am Bildschirm ein Drittel mehr Zeit als für einen ausgedruckten. Die Aufmerksamkeitsspanne ist bei Webseitentexten also deutlich niedriger. Der Netz-Leser liest weniger und vor allem viel selektiver. Oft werden nur die ersten paar Absätze überflogen, bevor der Besucher wieder abspringt, weil die Webseite ihm augenscheinlich nicht das bietet, was er sucht.
Kurz und klar, kürzer und klarer, Webtext
Da das Lesen im Internet mehr anstrengt, solltest du in einem Webseitentext den einfachen Satzbau einer unnötig komplizierten Formulierung vorziehen. Neben der Satzlänge spielt die Reihenfolge der Informationen eine Rolle: Komm in einem Einleitungsabsatz nach der Hauptüberschrift mit den sieben Ws des Jornalismus schnell zum Punkt und teasere dein Thema so an, dass der Leser auf einen Schlag die wichtigsten Informationen bekommt. So findet er einen schnellen Einstieg und sieht sofort: Bin ich hier richtig? Steht hier, was ich suche?
Deshalb solltest du nichtssagende Einleitungen vermeiden. Am besten fangen Texte „mit einem Erdbeben an und dann steigern“ sie sich noch. Gute Webtexte beginnen laut Petra Lahnstein niemals mit „Herzlich Willkommen“, sondern steigen auf originelle Weise ohne langes Drumherum in das Thema ein. Weckst du mit dem ersten Abschnitt die Neugier deiner Leser, hast du eine der größten Hürden bereits genommen. Außerdem ist es gerade im Internet sehr wichtig, dass ein Text fehlerfrei ist. Die Glaubwürdigkeit einer Webseite sinkt, wenn die dort veröffentlichten Texte und Artikel Rechtschreib- oder Grammatikfehler enthalten.
Die Zielgruppe richtig ansprechen
Die meisten Artikel für Webseiten sind auf eine ganz bestimmte Zielgruppe und deren Bedürfnisse zugeschnitten. Je nachdem, wen du mit deinem Text ansprechen möchtest, ist ein eher lockerer oder ein gehobener Ton angemessen. Das Wort „unkaputtbar“ gibt es beispielsweise laut Duden nicht, es trifft aber den Gedanken genau und ist mittlerweile für einen umgangssprachlichen Ton etabliert. Für einen Blog, der sich an ein jüngeres Publikum richtet oder mit seinen Lesern auf Augenhöhe kommunizieren möchte, wäre es also angemessen. Ist das Zielpublikum dagegen älter oder geht es um traditionellere oder seriösere Belange wie Finanzen oder Recht, solltest du den Stil entsprechend anpassen, damit die Leser sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen. Bist du dir unsicher, kannst du dich an früheren Beiträgen der Webseite orientieren, bei konkurrierenden Blogs recherchieren oder den Auftraggeber um einen Beispieltext bitten.
Emotionen erzeugen
Der Leser bleibt länger auf einer Webseite, wenn der Text so gut ist, dass er bei ihm Gefühle auslöst – vor allem Interesse, Zustimmung, Freude und andere positive Empfindungen. Geh also den emotionalen Weg, vor allem, wenn es sich um einen Werbetext handelt: Eine Jacke, die so gefüttert ist, „dass es auch kein Schaf unter seinem Fell“ wärmer hat, verkauft sich besser als eine Jacke, die nur mit kalten Fakten beschrieben wird. Sprichst du alle Sinne des Lesers an, wird deine Botschaft erfolgreicher vermittelt – und das Thema des Textes wird für den Leser greifbarer.
Dein Text als Blickfang
Internet-User überfliegen einen Webtext eher und suchen gezielt nach relevanten Punkten, als dass sie ihn von vorne bis hinten lesen. Deshalb müssen Texte im Netz besonders gut gegliedert sein. Internet-User wollen übersichtliche Texte, die ihnen die gewünschten Informationen schnell, verständlich, kurz und knapp, am besten „auf einen Blick“ liefern. Dies erreichst du durch eine klare Formatierung des Textes:
- informative (Zwischen-)Überschriften,
- klar voneinander abgegrenzte und gleich lange Absätze,
- fett markierte Signalwörter oder Kerninformationen,
- Listen statt langer Aufzählungen,
- gliedernde Elemente wie Infokästen und ähnliches.
Die Suchmaschinenoptimierung: Keywords und Co.
Zwar schreibst du in allererster Linie für den Leser. Damit die Webseite in den Ergebnissen der Suchmaschinen gut rankt, müssen jedoch bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein. Gute Webtexte sind deswegen sinnvoll verknüpft, suchmaschinengerecht formuliert und formatiert. Das bedeutet, dass sie die passenden Keywords in der richtigen Anzahl enthalten und für die Suchmaschine mit HTML-Tags markiert und formatiert sind. Zusätzlich solltest du beim Verfassen des Textes semantisch zugehörige Wörterverwenden, die mit dem Keyword in Verbindung stehen und das Thema inhaltlich verdeutlichen.
Eine Übung zu den 7 Ws: das Wichtigste zuerst
Such dir einen beliebigen Text und lies dir den ersten Satz laut vor. Kannst du daraus schlussfolgern, wovon der folgende Text handelt? Welche Informationen erhältst du? Merke dir deine Überlegung und lies dir den Text Stück für Stück durch. Wie oft musstest du deine Meinung revidieren, bis du beim eigentlichen Thema ankamst? Diese Übung kannst du auch mit mehreren Personen durchführen, dann rätst nicht du, sondern deine Zuhörer. Du willst selbst Hand anlegen? Dann formuliere die Einleitung so um, dass sie alle deiner Meinung nach wichtigen Informationen enthält.
„Offline-Texte“ und Webseitentexte haben einige Kriterien gemeinsam. Welche das sind, erfährst du in unserem Workshop zum Thema „Gute Texte schreiben“, dem ersten Teil der Reihe.
Im dritten Teil kannst du nachlesen, wie du schnell gute Texte schreibst und anschließend wie du zwischen den Textgattungen unterscheidest und was jede davon ausmacht.
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Kommentare
130239 29. September 2012 - 12:23
Am Stil arbeiten, und Anregungen von außen zu erhalten, ist immer gut. Und bringt einen weiter, ohne dass es einem sofort bewußt wird.