User Generated Content: Wenn der Schwarm Ihnen Arbeit abnimmt
Mit den Möglichkeiten des Internets hat die Nutzerbeteiligung eine völlig neue Qualität erreicht. Firmen können ihre Kunden durch Kommentarfunktionen, Umfragen oder Wettbewerbe einbeziehen und sie sogar zur Ideenfindung und Gestaltung neuer Produkte einspannen. Was zunächst wie ein Selbstläufer für Web-Unternehmer scheint, hat aber durchaus seine Tücken.
User Generated Content (UGC) – also von den Nutzern eines Mediums selbst erstellter Inhalt – ist keine neue Medienstrategie. Bereits im 18. Jahrhundert begannen die ersten Zeitungen, Leserbriefe zu veröffentlichen und ihren Kunden damit eine Plattform zur Mitgestaltung des Formats zu bieten.
Mit den Möglichkeiten des Internets hat die Nutzerbeteiligung eine völlig neue Qualität erreicht. Firmen können ihre Kunden durch Kommentarfunktionen, Umfragen oder Wettbewerbe einbeziehen und sie durch Crowdsourcing sogar zur Ideenfindung und Gestaltung neuer Produkte einspannen. Des Weiteren haben sich soziale Netzwerke entwickelt, deren Existenz fast völlig auf UGC beruht. Webseiten wie Facebook, Twitter, Instagram oder YouTube haben ein Geschäftsmodell geschaffen, in dem die Community einen Großteil der Inhalte erstellt und nur noch moderiert werden muss.
Bei UGC geht es nicht um Werbung – diese ist nur ein schöner Nebeneffekt. User, die ohne Bezahlung – meist in ihrer Freizeit – Content erstellen, tun dies aus einer Vielzahl persönlicher Motivationen heraus. Für einige Menschen, die im Social-Media-Bereich unterwegs sind, spielt die Selbstdarstellung eine wichtige Rolle. Auf Seiten wie Facebook oder Instagram kann das eigene Leben dokumentiert und zur Schau gestellt werden. Viele Nutzer sind mehrere Stunden täglich online und jederzeit bereit, interessante Inhalte zu teilen oder an Aktionen und Wettbewerben teilzunehmen. Andere haben sich die Verbreitung von Wissen auf die Fahnen geschrieben. Das Online-Lexikon Wikipedia besteht beispielsweise aus Millionen unentgeltlich generierter Beträge, die wiederum von anderen Nutzern geprüft, diskutiert und korrigiert werden. Auf YouTube produzieren Hobby-Filmer Tutorials und Anleitungen zu praktisch jedem Thema – von komplexen Bauanleitungen über Schminktipps bis zum Binden eines Krawattenknotens. Sie erreichen damit so viele Nutzer, dass sie manchen Fernsehsender vor Neid erblassen ließen.
Der Wunsch der Nutzer nach Anerkennung und die Lust, vom Konsumenten zum handelnden Akteur zu werden, bieten Unternehmern die Chance, die Schwarmintelligenz des Webs für sich zu nutzen.
Rechtliche Fragen im Umgang mit User Generated Content
Was zunächst wie ein Selbstläufer für Web-Unternehmer scheint, hat durchaus seine Tücken. Denn sobald nicht geschulte Mitarbeiter, sondern eine Masse völlig Fremder Inhalte produziert, gibt ein Unternehmen fast jede Kontrolle ab. Dies kann vor allem in Bereichen wie Urheber- oder Persönlichkeitsrecht zu Problemen führen, wenn beispielsweise Bilder hochgeladen werden, an denen die Nutzer keine Rechte haben. Hasskommentare und die Verbreitung von Fake News sind weitere Problemfaktoren, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Die Anonymität der User im Web macht es oft schwer, Verstöße rechtlich zu verfolgen. Unternehmer, die mit User Generated Content arbeiten wollen, sollten sich unbedingt in die rechtliche Situation einarbeiten. Im Zweifel ist es ratsam, schon im Vorfeld die Beratung durch einen Fachanwalt zu suchen.
Die großen Vorteile von User Generated Content
Das Internet von heute mit seinen zahllosen Seiten wird von Millionen Nutzern geprägt. Unternehmen, die sich die kreative Energie des Schwarms zunutze machen, können ihre Reichweite erhöhen und das Image ihrer Marke dramatisch stärken. Das Einbinden der User führt meist zu einer stärkeren Identifikation mit dem Unternehmen, was auch dabei hilft, Kunden zu binden. Je mehr Inhalte von Seiten der User kommen, desto weniger müssen selbst erstellt werden. Unternehmen, die ihren Kunden ein Stück Verantwortung übertragen, wirken authentisch und glaubwürdig. Dies kann so weit gehen, dass Nutzer direkt an Designprozessen, Namensfindungen oder anderen Unternehmensentscheidungen beteiligt werden. So werden Konsumenten gleichzeitig zu Produzenten. Darüber hinaus sorgt die Interaktion der Nutzer untereinander für weiteren Traffic und den Aufbau einer aktiven Community.
Auch das SEO-Ranking kann durch UGC verbessert werden, da Suchmaschinen wie Google Kommentare, Bewertungen oder Foreneinträge auslesen. Nutzer, die beispielsweise an einem Wettbewerb teilnehmen, betreiben oft Mundpropaganda und weisen Freunde oder Bekannte auf Aktionen und Angebote hin. So können zahlreiche Backlinks entstehen, welche die Leadgenerierung und das Suchmaschinenranking vorantreiben. Nach wie vor gilt das „Word of mouth“ zufriedener Kunden in jeder Branche als einer der wichtigsten Werbefaktoren.
Es ist im Grunde egal, wie groß ein Unternehmen ist – auch wenn internationale Marken aufgrund ihrer Bekanntheit einen gewissen Vorsprung besitzen. Die Vielfalt der Formate von Video bis Text und die Neugier der Nutzer nach neuen spannenden, lustigen oder informativen Inhalten lassen auch Neueinsteigern genug Raum zum Aufbau einer eigenen, produktiven Community. Selbst Portale wie YouTube oder Facebook haben als experimentelle Projekte völlig unbekannter Träumer begonnen. Heute gehören sie zu den bekanntesten Marken überhaupt.
Um User Generated Content zu erstellen, braucht es keine besondere Qualifikation. Wer zu einem Thema fundierte Kenntnisse besitzt, kann dieses Wissen weitergeben. Öffentliche Diskussionen unter Experten tragen dazu bei, dass Richtigkeit und Wertgehalt vieler Inhalte von den Nutzern selbst kontrolliert werden. Doch auch wer nur kommentiert, beglückwünscht oder Fragen stellt, produziert UGC und nutzt damit letztendlich dem Betreiber des jeweiligen Web-Angebots.
Populäre Beispiele für User Generated Content
Der Chipshersteller Lay´s startete eine Kampagne, in der Kunden dazu aufgerufen wurden, neue Geschmacksrichtungen vorzuschlagen. Die Aktion mit dem Titel „Do Us A Flavour“ kam so gut an, dass sie 2017 bereits zum vierten Mal in Folge läuft und in Blogs sowie den sozialen Netzwerken eifrig beworben wird.
Quelle: https://www.fritolay.com/
Das Internetportal Chefkoch.de bietet seinen Nutzern eine Plattform zum Teilen und Bewerten von Koch- und Backrezepten. Inzwischen erscheint sogar ein eigenes Magazin. Obwohl mit Gruner + Jahr ein mächtiger Medienkonzern hinter dem Portal steht, ist nicht ein riesiges Budget, sondern vor allem die Dynamik der Community für den Erfolg von Chefkoch.de verantwortlich.
Auch der Weltkonzern Coca-Cola setzt voll auf die Motivation seiner Kunden und bietet diesen an, Flaschen und andere Produkte zu personalisieren. Unter dem Motto „share a coke“ können auch Produkte wie zum Beispiel T-Shirts mit Namen oder persönlichen Botschaften versehen werden. Coca-Cola gilt bereits als bekannteste Marke der Welt, deshalb handelt es sich bei dieser UGC-Strategie nicht um Werbung, sondern um vorbildliche Kundenbindung.
Quelle: https://www.cokestore.com/
Wie erstellt man das eigene UGC-Konzept?
Als Ausgangspunkt für das UGC-Konzept sollte zunächst eine geeignete Content-Marketing-Strategie entwickelt werden. Ziel ist, Ihre Kunden bzw. Besucher dazu zu animieren, Ihnen das Erstellen von Inhalten nach und nach abzunehmen und dabei noch Spaß zu haben. Deshalb sollten Sie sich zunächst mit eigenem Content einen harten Kern aktiver User aufbauen. Scheuen Sie sich nicht, dafür auf die Hilfe erfahrener Agenturen oder Freelancer zurückzugreifen, wenn Ihnen selbst Zeit oder Ideen fehlen.
Analysieren Sie den Status Quo der Inhalte, die Ihr Unternehmen bereits selbst veröffentlicht hat und finden Sie heraus, was am meisten Resonanz bei der Zielgruppe erzielt hat. Um Themen zu finden, die Ihre Kundschaft interessieren, kann es schon reichen, gut zuzuhören. Jede Anfrage, Beschwerde und jedes Lob kann Anregungen enthalten, die Ihnen selbst nicht in den Sinn gekommen wären. Mehrere Nutzer teilen eine Meinung? Das ist umso besser. Eröffnen Sie eine Diskussion oder veranstalten Sie einen Wettbewerb zu dem Thema und Ihre Community wird dankbar daran teilnehmen.
Motivieren Sie Ihre Community, indem Sie echte Anreize setzen. Preisausschreiben und Gewinnspiele sind eine Möglichkeit. Für viele Nutzer ist bereits das Präsentieren der eigenen Beiträge auf einer populären Webseite Lohn genug. Hören Sie deshalb nie auf, mit Ihren Usern zu kommunizieren, sich für Beiträge zu bedanken und diese zu loben. Und fragen Sie ruhig ab und zu ganz offen, welches Feld Sie als nächstes bearbeiten sollten. Eine aktive Community wird Sie mit zahllosen neuen Ideen versorgen.
Zu guter Letzt noch ein wichtiger Rat: Stellen Sie klare Regeln auf und kommunizieren Sie deutlich, an welche Bedingungen die Content-Erstellung geknüpft ist. Und zwar nicht nur, um ein Mindestmaß an Qualität der Beiträge zu garantieren, sondern um Enttäuschungen der Nutzer zu vermeiden. Den meisten Menschen gefällt es nicht, wenn sie glauben, dass man sie nicht ernst nimmt oder sie einfach nur vor den Werbekarren spannen will. Sie lassen ihren Gefühlen dann gern freien Lauf, was in einem ernsthaften Shitstorm enden kann. Dieser Gau ist schon einigen namhaften Unternehmen passiert – unter anderem setzte sich Henkel mit einem Designwettbewerb in die Nesseln. Legen Sie also besser vorher fest, welchen Content Sie nicht dulden.
Wenn Sie diese Ratschläge beherzigen und ausreichend Geduld mitbringen, können Sie Ihr Unternehmen mit Hilfe von User Generated Content bekannter und beliebter machen. Respektieren Sie Ihre Kunden und sorgen Sie dafür, dass Ihre Aktionen Spaß machen – dann steht dem Erfolg Ihrer UGC-Strategie nichts mehr im Weg.
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