Lesbarkeitsindex: So schreibst du Texte, die deine Leser gut verstehen
Neben der Auffindbarkeit gibt es noch einen weiteren wichtigen Punkt für eine Webseite: die Lesbarkeit der Texte. Im Internet stoßen die unterschiedlichsten Leser auf sie. Manche verstehen auch komplexe Sachtexte, andere nur gut verständliche Texte. Eines haben sie alle gemeinsam – leichte Texte lesen sie am ehesten zu Ende. Willst du, dass die Besucher auf der Seite bleiben und den Textinhalt verstehen? Dann achte auf den Lesbarkeitsindex. Doch was ist der Lesbarkeitsindex eigentlich und wie schreibt man verständlich? Hier bekommst du die Antworten.
Was ist der Lesbarkeitsindex und was sagt er aus?
Die Besucher einer Webseite wollen in der Regel alle dasselbe: schnell und einfach an Informationen kommen. Mit langen, anstrengenden und schwer verständlichen Texten verlierst du sie. Ihnen fehlt entweder die Lust, die Zeit oder das nötige Verständnis dafür. Da die Auswahl an Informationsquellen im Netz groß ist, gehen sie zur Konkurrenz. Eine gute Lesbarkeit ist daher ein wichtiger Erfolgsfaktor für einen Internetauftritt. Um die Lesbarkeit zu prüfen, nutzt du Tools, die dir den Lesbarkeitsindex anzeigen.
Offiziell gilt der Lesbarkeitsindex nicht als SEO-Kriterium. Inoffiziell bevorzugen Suchmaschinen jedoch Texte, die leicht verständlich sind. Mit einer guten Lesbarkeit überzeugst du also deine Kunden und Google zugleich. Die Verweildauer der Leser ist höher und die Webseite leichter auffindbar. Mit dem Lesbarkeitsindex schlägst du somit zwei Fliegen mit einer Klappe.
Der Lesbarkeitsindex ist eine Formel, mit der du die Lesbarkeit berechnen kannst. Ursprünglich wurde sie für englische Texte entwickelt. Mittlerweile gibt es jedoch auch Lesbarkeitsanalysen für deutsche Texte. Ebenso gibt es die Formel auch für Sprachen wie Spanisch, Französisch, Schwedisch, Dänisch und Niederländisch.
Bist du kein Mathe-Ass? Kein Problem! Du musst die Lesbarkeit nicht selbst berechnen und überprüfen. Diese Aufgabe übernehmen ausgefeilte Tools. Trotzdem möchten wir dir in diesem Beitrag die drei gängigsten Formeln vorstellen. Wenn du sie verstehst, kannst du sie dir besser zunutze machen.
Welche Indizes gibt es?
Es gibt viele Formeln (auch Indizes genannt), um die Lesbarkeit zu berechnen. Im Englischen sind es sogar über 200. Wir zeigen dir die drei wichtigsten Formeln für deutsche Texte:
Der Fleschindex
Der Fleschindex wird auch Flesch-Formel, Flesch-Reading-Ease oder Flesch-Grad genannt. Erfunden wurde die Formel von Rudolf Flesch, der ihr ihren Namen gab. Der numerische Wert gibt an, wie gut die Lesbarkeit deines Textes ist. Umso höher der Wert ist, umso leichter verständlich ist er. Gut lesbare Texte beginnen im Schnitt ab einem Wert von 60 bis 70.
Die Formel lautet:
FREdeutsch = 180 – ASL – (58,8 x ASW)
- ASL steht für „Average Sentence Length“ und beschreibt die durchschnittliche Satzlänge.
- ASW ist die Abkürzung für „Average Number of Syllables per Word“ und steht für die durchschnittliche Silbenzahl pro Wort.
Das ist der Flesch-Reading-Ease-Score, also der Wert, im Überblick:
- 0-30: sehr schwer (zum Beispiel für Akademiker geeignet)
- 30-50: schwer
- 50-60: mittelschwer
- 60-70: mittel (zum Beispiel für Schüler im Alter von 13 bis 15)
- 70-80: mittelleicht
- 80-90: leicht
- 90-100: sehr leicht (zum Beispiel für Schüler im Alter von 11 Jahren geeignet)
Beispiel:
Der Satz „Sie liebte es, im Regen spazieren zu gehen“ hat 8 Wörter und 13 Silben. Somit liegt der ASL bei 8 und der ASW bei 1,625 (denn: 13:8 =1,625)
Daraus resultiert folgende Gesamtformel:
FREdeutsch = 180 – 8 – (58,8 x 1,625)
Das ergibt den Wert 76,45.
Die Flesch-Kincaid-Formel
Diese Formel wird auch Flesch-Kincaid-Grade-Level genannt. Sie orientiert sich an der Anzahl an Schuljahren, die man zum Lesen absolviert haben muss. Angepasst wurde diese Formel an die englische Sprache und das US-amerikanische Schulsystem. Daher ist die Anwendung bei deutschen Texten begrenzt. Der Grund hierfür liegt in der Satzlänge. Diese ist maßgebender Faktor der Formel. Im Deutschen sind die Sätze und Wörter jedoch oftmals deutlich länger als in der englischen Sprache.
Die Formel lautet:
FKGL = (0,39 x ASL) + (11,8 x ASW) – 15,59
Die Abkürzungen ASL und ASW stehen für dieselben Faktoren, wie beim Fleschindex.
Beispiel:
Der einfach verständliche Satz „Ben hat heute ein Eis gegessen“ besteht aus 6 Wörtern und 9 Silben. Der Wert ASL beträgt somit 6, der Wert ASW 1,5.
Folglich lautet die Formel für das oben genannte Beispiel:
FKGL = (0,39 x 6) + (11,8 x 1,5) – 15,59
Daraus ergibt sich ein Wert von 4,45.
Die Wiener Sachtextformel
Auch die Wiener Sachtextformel berechnet, für welche Schulstufe sich der Text eignet. Sie bezieht sich auf Sachtexte, wie der Name bereits verrät. Mit der Schulstufe 4 beginnt die Skala. Sie endet mit Stufe 15. Ab Stufe 12 repräsentiert die Skala eher die Schwierigkeit als eine Schulstufe. Richard Bamberger und Erich Vanecek riefen die Formel ins Leben.
Insgesamt gibt es 4 Wiener Sachtextformeln:
1. Wiener Sachtextformel:
WSTF1 = 0,1935 x MS + 0,1672 x SL +0,1297 x IW – 0,0327 x ES – 0,875
2. Wiener Sachtextformel:
WSTF2 = 0,2007 x MS + 0,1682 x SL + 0,1373 x IW – 2,779
3.Wiener Sachtextformel:
WSTF3 = 0,2963 x MS + 0,1905 x SL – 1,1144
4. Wiener Sachtextformel:
WSTF4 = 0,2744 x MS + 0,2656 x SL – 1,693
- MS steht für den Prozentsatz an Wörtern mit drei oder mehr Silben
- SL gibt die mittlere Satzlänge an (die Anzahl der Wörter)
- IW steht für den Prozentsatz an Wörtern mit mehr als sechs Buchstaben
- ES gibt den Prozentsatz einsilbiger Wörter an
Beispiel anhand der 1. Wiener Sachtextformel:
Der Satz „Platon zählt zu den bedeutendsten Philosophen der Antike“ besteht aus 8 Wörtern. Darunter sind 3 Wörter mit mehr als 3 Silben, 2 Wörter mit mehr als 6 Buchstaben und 4 Wörter mit 1 Silbe.
Demnach lautet die Formel:
WSTF1 = 0,1935 x 37,5 + 0,1672 x 8 +0,1297 x 25 – 0,0327 x 50 – 0,875
Das Ergebnis ist ein Wert von 9,32.
Welche Faktoren beeinflussen den Lesbarkeitsindex? 12 Tipps für einfache Texte
Beachte diese 12 Punkte und schreibe leicht verständliche Texte:
- Vermeide Fremdwörter und komplizierte Fachwörter (schreibe zum Beispiel „unterstützend“ statt „subsidiär“).
- Verzichte auf Abkürzungen.
- Schreibe kurze Texte mit maximal 13 Wörtern.
- Nutze kurze Wörter.
- Halte die Absätze kurz und beschränke sie auf wenige Sätze.
- Packe nur eine Information in einen Satz.
- Verwende wichtige Keywords am Anfang des Textes.
- Schreibe spannend, bildhaft und lebendig.
- Schreibe aktiv statt passiv oder im Nominalstil.
- Baue Signalwörter ein, die sich beim Leser einprägen. Achte dabei auf das richtige Maß und Seriosität.
- Halte die Anzahl an Füllwörtern und Modalverben gering.
- Untermauere deinen Text mit Bildern, denn sie lockern ihn auf. Ein weiterer Pluspunkt: Suchmaschinen bevorzugen Texte mit Bildern.
Was sind die Vorteile und Nachteile des Index?
Ein Lesbarkeitsindex hat sowohl Vorteile als auch Nachteile:
Vorteile eines Lesbarkeitsindex
Mit der Hilfe eines Lesbarkeitsindex führst du eine Lesbarkeitsanalyse durch. Durch diese überprüfst du, ob er sich für die gewünschte Altersklasse eignet und leicht verständlich ist. Anhand des Wertes siehst du, ob der Text leicht verständlich ist. Bei Bedarf passt du ihn so lange an, bis er deinen Wünschen und Zielen entspricht. Der Lesbarkeitsindex hilft dir dabei, ein besseres Gespür für gut lesbare Texte zu bekommen. Er dient dir als Feedback und Indikator. Mit ihm ist es einfacher, leichte Sprache anzuwenden.
Nachteile eines Lesbarkeitsindex
Manche Indizes, wie die Flesch-Kincaid-Formel, wurden für die englische Sprache entwickelt. Die Flesch-Kincaid-Formel zielt daher beispielsweise auf kurze Sätze mit kurzen Wörtern ab. Das Problem hierbei ist, dass deutsche Wörter und Sätze oftmals länger sind. Der Wert kann also höher ausfallen, obwohl der Text für deutsche Leser gut verständlich ist. Dadurch verliert das Ergebnis an Relevanz.
Beispiel:
Laut der Flesch-Kincaid-Formel ist „Lebensmittelqualität“ schwerer zu lesen, als „Qualität der Lebensmittel“. Nicht immer sind lange Wörter komplizierter und nicht immer machen aneinander gereihte kurze Wörter mehr Sinn.
Ein weiterer Nachteil ist, dass ein Wert zwischen 60 und 70 als gut lesbar und erstrebenswert gilt. Zwar ist der Text mit einem solchen Wert in der Regel tatsächlich leicht verständlich, jedoch nicht immer zielgruppengerecht. Denn ein Text mit diesem Wert eignet sich bereits für Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren. Handelt es sich bei der Zielgruppe um Akademiker, können sich die Leser schnell unterfordert fühlen. Es ist daher wichtig, nicht nur den Wert, sondern auch die Zielgruppe im Hinterkopf zu behalten.
Welche kostenlosen Tools du nutzen kannst, um die Lesbarkeit zu prüfen
Willst du bei deinem Text die Lesbarkeit prüfen? Diese kostenlosen Lesbarkeitsindex-Tools helfen dir dabei:
Fazit: Der Lesbarkeitsindex ist ein wichtiger Erfolgsindikator
Sicherlich haben der Lesbarkeitsindex und die unterschiedlichen Indizes ihre Schwächen. Trotzdem überwiegen die Vorteile deutlich. Durch das Analysieren des Textes lässt sich dieser besser einschätzen und gezielt an die Zielgruppe anpassen. Auch das eigene Gefühl für das Verfassen gut verständlicher Texte verbessert sich mit entsprechenden Tools. Kurze Sätze und einfache, kurze Wörter gelten als zwei der wichtigsten Faktoren für einen guten Wert. Es gibt jedoch noch weitere Aspekte, die die Lesbarkeit beeinflussen.
Beachte die oben aufgelisteten Tipps, bestimme deine Zielgruppe und passe deine Texte mit Hilfe der Formeln an deine Leserschaft an. So erhöhst du deren Verweildauer auf der Webseite und ziehst neue Leser an – denn Google und Co. belohnen leicht verständliche Texte mit einem besseren Ranking. Somit ist der Lesbarkeitsindex einer der Erfolgsgaranten und ein wichtiger (wenn auch inoffizieller) Faktor in puncto SEO.
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Kommentare
Helga 25. Januar 2022 - 15:28
Punkt 3 der Tipps für lesbare Texte:
"Schreibe kurze *Texte* mit maximal 13 Wörtern. "
Da hat sich wohl ein kleiner Fehler eingeschlichen …
Michael Praschma 26. Januar 2022 - 21:57
Der Flesch-Index ist kurzfristig als Zuchtmeister für angehende Texter geeignet. Spätestens beim Verfassen und Redigieren zielgruppenspezifischer Texte wird er nervig. Du kriegst dann einen Vogel, weil dein zweimal optimierter und super eingängiger Text für z. B. Online-Marketer vermeintlich sauschwierig ist, und eine dahingesudelte Produktbeschreibung angeblich wunderbar einfach.
Tatsächlich ist es so, dass gut formulierte (!) Texte mit langen Wörtern und Sätzen leichter lesbar sein können als einfacher Schrott. Die KISS-Regel (Keep It Short ans Simple) beherzige ich unabhängig davon.
Th. Beleschnek 22. März 2024 - 15:03
Die Gleichsetzung von Lesbarkeit mit Verständlichkeit ist – mit Verlaub – ein Fehlschluss und Irrtum.
Auf diesem Irrtum bauen – leider – sehr viele (vermeintlich) wissenschaftlich untermauerte Ratschläge zur Textverständlichkeit auf.
Die seltenen Untersuchungen (zur schwerer fassbaren) Verständlichkeit gehen in eine andere Richtung: wenn ein verständlicher Text bzw. eine kohärente Textbasis entstehen soll, muss mit der thematischen Komplexität ebenfalls die formale Komplexität, also Wort- und Satzlänge, Komplexität der Grammatik steigen.
Was sich vollkommen mit den Erfahrungen in der Praxis deckt. Jedenfalls, sofern Menschen Texte für Menschen schreiben und vor allem wichtig, wenn Handlungswissen vermittelt werden soll.