Redewendungen in Texten: So setzt du sie gekonnt in deinen Texten ein
Redewendungen, Floskeln, Sprichwörter – sie sind eines der kräftigsten Gewürze im Repertoire eines jeden Autors. Eine Prise zu viel und schon ist der Text ungenießbar. Wenn du sie aber wohldosiert in deinen Werken verstreust, verleihen sie ihnen mehr Aussagekraft, machen sie spannender und lassen deine Leser nach mehr Zeilen hungern.
Aller Anfang ist schwer
Wer kennt das nicht – floskelhafte Einleitungen wie diese, die dich hoffentlich noch nicht vertrieben haben? In diesem Text geht es um genau das: Floskeln, Redewendungen sowie Sprichwörter und warum der richtige Umgang mit ihnen über die Qualität deiner Texte entscheiden kann.
Doch bevor wir ans Eingemachte gehen, sollten wir lieber erst einmal einen Gang zurückschalten und klären, was Redewendungen, Floskeln und Sprichwörter überhaupt sind. Diese Worte werden gerne in einen Topf geworfen, bedeuten aber nicht das Gleiche.
Sprichwörter und Floskeln
Unter Sprichwörtern versteht man ganze Sätze, die fast immer gleich aufgebaut sind. „Stille Wasser sind tief“ und „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ gehören z. B. dazu. Was diese Sätze auch noch miteinander gemeinsam haben: Sie vermitteln eine Alltagsweisheit bzw. war das ihr ursprüngliches Ziel. Veraltete Sprichwörter verfehlen dieses Ziel nicht selten. Es entstehen Floskeln.
Bei Floskeln handelt es sich nicht immer um Sprichwörter. Es sind laut Duden „formelhafte, leere Redewendungen“. Unter Politikern sind sie besonders beliebt. Sie tun gerne alles, in aller Deutlichkeit und sprechen ihren Kollegen dabei ihr vollstes Vertrauen aus. Solche Floskeln oder Phrasen sollen Aussagen mehr Gewicht verleihen, erreichen aber oftmals genau das Gegenteil. Durch endlose Wiederholungen verlieren diese Worte ihre Bedeutung.
Floskeln haben zwar einen hohen Wiedererkennungswert, aber sie können diesen nicht weitergeben. Ein Text, der sich massiv an dem reichhaltigen Floskelschatz bedient, ist nicht einzigartig. Einzigartigkeit ist aber eines der wichtigsten Kriterien für SEO-Texte. Floskeln sind das Gegenteil von einzigartig und sollten daher in der Regel vermieden werden.
Ausnahmen bestätigen aber bekanntlich die Regel, was dieses nahezu zur Floskel verkommene Sprichwort in diesem Fall selbst hervorragend erledigt. Der Wiedererkennungswert des Sprichwortes gibt der dahinter stehenden Aussage eine gewisse Autorität – sie unterstreicht sie und hilft dem Leser dabei, sie sich einzuprägen. Eine clever platzierte Redewendung oder Floskel hat also durchaus ihren Nutzen.
Und was ist mit Redewendungen, Redensarten, Idiomen, Formeln und Sentenzen?
Okay, hier wird es etwas komplizierter. Eine Sentenz ist nämlich gleichzeitig auch ein Sprichwort, ein Sinnspruch und ein geflügeltes Wort. Die Unterschiede liegen in den Details und der Bedeutung der Sätze. Wir bleiben hier allgemeiner bei den Redewendungen. Ähnlich wie die Sprichwörter haben sie meistens eine feste Form. Sie bedienen sich an Metaphern, sind weitläufig bekannt, aber nicht so abgedroschen wie Floskeln. Doch Vorsicht: Auch hier ist die Grenze zur Floskel hauchdünn.
Was Redewendungen von Sprichwörtern unterscheidet, ist ihre Form. Redewendungen stehen für gewöhnlich nicht allein. Sie sind lediglich ein Bestandteil eines Satzes. Redewendungen bzw. -arten wie „das A und O“ und „auf den Schlips treten“ brauchen alle noch einen Bezug, um Sinn zu ergeben.
Kommen wir aber nun von der Theorie zur Praxis. Hier haben wir dir ein paar Tipps zusammengestellt.
Tipp 1: Weniger ist mehr
Mit Redewendungen und Sprichwörtern verhält es sich genauso wie mit allen anderen rhetorischen Stilmitteln: Die Menge macht das Gift. Übertreibst du es, wenden sich die Leser ab. Sie sehen vor lauter Metaphern den Text nicht mehr oder sind gelangweilt, weil der Text sich kaum von all den anderen Tausenden Schriftwerken in den Weiten des Internets unterscheidet. In der richtigen Menge sind sie aber das Salz in der Suppe. Sie lockern deinen Text auf, machen ihn menschlicher und erleichtern aufgrund der vertrauten Formulierungen das Lesen.
Welche Menge ist aber die Richtige? Das lässt sich nicht pauschal sagen. Es kommt – wie immer – drauf an, für wen der Text bestimmt ist. Falls du eine Website für eine Anwaltskanzlei betextest, lautet die Antwort fast immer: null. Ein Werbetext verträgt dementgegen mehr Redewendungen, sofern du diese auch richtig einsetzt, womit wir beim nächsten Tipp wären.
Tipp 2: Kenne deine Sprichwörter
Frage dich lieber zweimal, ob ein Sprichwort angebracht oder korrekt ist. Damit sind noch nicht mal Verballhornungen gemeint. Natürlich solltest du keinen Elefanten zur Mücke oder böse Miene zum guten Spielen machen und unter zwei Augen sprechen auch nur Zyklopen miteinander.
Es ist aber noch schlimmer, wenn du ein richtig geschriebenes Sprichwort an falscher Stelle verwendest oder wenn der Bezug zum Thema nur scheinbar vorhanden ist. Der Parkettverleger bringt dir z. B. nicht die Bretter, die die Welt bedeuten, ins Haus. Das klingt auf den ersten Blick lustig, ergibt aber eigentlich keinen Sinn.
Tipp 3: Vergiss Tipp 2
Nein, ganz vergessen solltest du ihn nicht, aber ab und zu ist es angebracht, die Regeln zu brechen. Wenn Reiseveranstalter dich auf die Palme bringen wollen, Chemiekonzerne (die Dichtstoffe herstellen) zu Dichtern und Denkern werden oder Autohersteller mit großen Klappen werben, sind das clevere Wortspiele. Die eigentliche Bedeutung der Redewendungen spielt bei diesen Beispielen keine Rolle.
Sie drücken zum Teil sogar das Gegenteil des beworbenen Produkts aus. Der Reiseveranstalter soll für einen entspannten Urlaub sorgen und dich nicht aufregen. Hier ist es genau dieser Widerspruch, der den Spruch amüsant macht. Der Sinn ist zudem leicht verständlich, denn der gedankliche Sprung von Palme zu Urlaub und Erholung ist nicht weit. So kommen wir auch schon zum nächsten Tipp.
Tipp 4: Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht?
Überfordere deine Leser nicht und halte deine Metaphern und Redewendungen wie in den zuvor genannten Beispielen simpel. Sie können nämlich auch wörtlich verstanden werden und dann leicht ihren Sinn verfehlen.
Tipp 5: Fakten statt Floskeln
Niemand, wirklich niemand möchte zum x-ten Mal etwas über ein führendes Unternehmen lesen, das angetrieben von Leidenschaft jederzeit zur Verfügung steht und maßgeschneiderte Lösungen anbietet. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um Worthülsen. Überzeuge die Leser lieber mit Fakten und sage ihnen, warum ein Unternehmen führend ist. Wie viel Kunden hat es, was sind die größten Projekte? Solche Dinge interessieren den Leser und überzeugen ihn.
Mehr zum Thema Floskeln und wie du deine Texte schlanker und frei von Ballast gestaltest, findest du hier.
Tipp 6: Vermeide vorbelastete Redewendungen in Texten
Redewendungen sind Redewendungen, weil sie eine Geschichte haben. Die ist oftmals interessant, seltener amüsant und manchmal das genaue Gegenteil. Der Phrase „Jedem das Seine“ hängt z. B. der Dunst der NS-Zeit an. Auch wenn ihr Ursprung viel weiter zurückliegt, ist es besser, sie zu meiden. Schließlich möchtest du niemanden kränken. Meide auch Redewendungen wie „etwas türken“ oder „jemandem den schwarzen Peter zuschieben“, da sie als diskriminierend wahrgenommen werden können.
Tipp 7: Werde kreativ, erzähle eine Geschichte
Belasse es nicht bei einer Redewendung, sondern lasse deine Storytelling-Muskeln spielen: „Du kommst herein und schon steigt dir der altbekannte Duft nach frischem Holz und einem Hauch von Lösemitteln in die Nase. Gang 6 – das ist dein Ziel und du weißt genau, wo es langgeht. Die Mitarbeiter nicken dir grüßend zu, du nickst zurück. Manfred hat Schicht. Der kennt sich aus. Hier fühlst du dich wie zu Hause.“ Das klingt doch wesentlich überzeugender als ein einfaches „hier fühlst du dich wie zu Hause“.
Redensarten richtig anwenden: Bist du bereit?
Sprichwörter und Redewendungen führen nicht automatisch zu besseren Texten, stellen aber auch kein Tabu dar. Solange du es nicht übertreibst, deine Redewendungen in Texten mit Bedacht auswählst und sie nicht zu leeren Worthülsen verkommen lässt, bist du auf der sicheren Seite.
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