Nicht wichtig ist es nicht
In der aktuellen Textbroker Academy geht es um die doppelte Verneinung, als Stilfigur bekannt unter dem Namen Litotes. Lesen Sie hier, in welchem Zusammenhang der Gebrauch nicht sinnlos ist – also Sinn macht.
Liebe Textbroker-Autoren,
haben Sie nicht auch schon von der Litotes gehört? Durch dieses sprachliche Phänomen können Sie mit einem Wort das Gegenteil von etwas Negativem behaupten. Wir sprechen von der doppelten Verneinung.
Häufig lesen wir Texte, in denen Autoren nicht nur doppelt, sondern gleich 3- oder 4-fach verneinen wollen. Nicht selten (also oft) geht dieser Versuch in die Hose und der Leser weiß überhaupt nicht mehr, was ihm der Autor eigentlich sagen will. Diese Stilfiguren der deutschen Sprache sollten Autoren äußerst sparsam einsetzen, da mehrere Richtungswechsel pro Satz sehr verwirrend wirken. Doch auch dieses Element hat seine Daseinsberechtigung und wir erklären Ihnen, wo Sie es am besten einsetzen – und wo nicht.
Zweimal minus macht plus
Standardsprachlich bewirken 2 Verneinungen in einem Satz, dass die Aussage positiv wird. Die beiden Verneinungen heben einander auf. Zum Beispiel:
- Es stimmt nicht, dass wir nicht für jedes Thema einen Autor hätten. Bedeutet: Wir haben für jedes Thema einen Autor.
- Noch niemand hat die Warnung nicht ernst genommen. – Jeder nimmt diese Warnung offenbar ernst.
- Daraus wird man ja niemals nicht schlau. Oder doch nicht? Doch, gut erkannt: Daraus wird man schlau.
Lieber nicht zu positiv
Häufig zeigt eine doppelte Verneinung auch mehr eine Tendenz an als eine absolute Aussage. Diese Tendenz wird auch verwendet, wenn man nicht eindeutig Stellung zu einem Thema beziehen will oder ein wenig Ironie mitschwingen lassen möchte. Diese Kombination bildet man durch das Negationswort „nicht“ und ein Wort mit negativer Bedeutung.
- Es geht mir nicht schlecht.
- Schlecht geht es ihm nicht, aber richtig gut vermutlich auch nicht.
- Ironische Bedeutung: Schlecht geht es mir nicht – mit meiner Yacht, meinem Schloss und meinem Hof.
- Das finde ich nicht unwichtig. – Unwichtig ist es nicht. Aber so richtig wichtig vielleicht auch nicht.
- Ich bin nie nicht krank. – Niemals ist dieser arme Mensch gesund.
Wenn nicht, dann nicht
Besondere Bedeutung hat die doppelte Verneinung für die Formulierung einer Bedingung:
verneinter Hauptsatz + (bevor, ehe, bis) + Nebensatz = Bedingungssatz
- Ich werde nichts zugeben, bevor ich nicht alle belastenden Indizien gesehen habe. – Man wird zumindest etwas zugeben, wenn man die Indizien gesichtet hat, die einen belasten.
Unter all diesen Umständen hat eine doppelte Verneinung sprachlich durchaus ihre Berechtigung. Erfreuen Sie als Autor dennoch lieber Ihre Leser, indem Sie alles so "positiv" darstellen wie möglich. Wenn es nicht auf die Nuancen ankommt und das positiv formulierte Konstrukt die gleiche Bedeutung hat, sollten Sie dieses vorziehen. So vermeiden Sie Fehler und Verwirrung.
Danke für nichts? Dafür nicht, aber für Ihre Aufmerksamkeit. Schreiben Sie nicht nicht schlecht, liebe Textbroker-Autoren, schreiben Sie gut!
Ihre Textbroker Academy
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11.07.2012
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07.08.2020
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KatharinaBelli
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