Coworking-Spaces – unabhängig im Team arbeiten
Freelancer schätzen die Unabhängigkeit, die mit ihrer Selbstständigkeit einhergeht. Doch manchmal kann die Arbeit im Homeoffice einsam werden – dann sind Coworking-Spaces die Lösung.
Morgens in Ruhe ausschlafen und gegen Mittag gemütlich ins Café schlendern, um bei einem Glas Latte Macchiato den nächsten Text zu bearbeiten: Für Außenstehende gleicht das Freelancer-Leben einem wundervollen Traum. Und egal, wie schön der Arbeitsalltag eines Freelancers in der Realität oft auch ist: Manchmal macht sich doch das Gefühl breit, bei der Arbeit ziemlich alleine zu sein. Wie schnell sehnt man sich dann nach Kollegen, mit denen Sie in der Mittagspause eine Kleinigkeit essen gehen und sich in kleinen Notsituationen gegenseitig helfen können.
Ein Coworking-Space kann die Lösung für Freelancer sein, die bei aller Unabhängigkeit gern in einem Büro mit anderen Menschen arbeiten möchten – dauerhaft, an einigen Tagen in der Woche oder nur ab und zu. Was sind Coworking-Spaces? Wie funktionieren sie und wie finden Sie einen Coworking-Space, der zu Ihren Bedürfnissen passt?
Coworking-Spaces – hier treffen Freelancer, Gründer und Expats aufeinander
In fast allen größeren Städten gibt es mittlerweile Coworking-Spaces, auf die Sie bei der Recherche im Internet, durch Aushänge und manchmal auch in Immobilienportalen aufmerksam werden können. Coworking-Spaces sind eine Art lose Bürogemeinschaft, in die Sie sich, je nach Platz und Angebot, stunden-, tage- oder monatsweise einmieten. Meist arbeiten Sie im Coworking-Space in einem Büroraum mit mehreren anderen Personen. Dazu gibt es einen Meetingraum, eine Küche und sanitäre Anlagen. Manche Coworking-Spaces beschäftigen eine feste Empfangskraft, die sich um die Spülmaschine kümmert oder dafür sorgt, dass die Kaffeemaschine läuft und der Kühlschrank mit Softdrinks bestückt ist.
In vielen Coworking-Spaces mieten Sie für einen Monat oder mehr einen festen Schreibtisch und bekommen einen Schlüssel, der Ihnen Tag und Nacht den Zugang zum Büro ermöglicht. Sie lassen Ihr Notebook entweder auf dem Tisch stehen oder bekommen einen abschließbaren Schrank für Ihre Wertsachen zugewiesen. Sie können oft aber auch eine Zehnerkarte lösen und setzen sich jedes Mal, wenn Sie kommen, mit Ihrem Rechner an einen Platz, der gerade frei ist. Wenn Sie nur für einen einzelnen Tag kommen, wird Ihnen ein Schreibtisch zugewiesen.
Die Kosten für einen Arbeitsplatz im Coworking-Space variieren stark und hängen unter anderem davon ab, ob sich das Büro beispielsweise in bester Innenstadtlage in einem modernen Loft oder in einer alten Villa in Universitätsnähe befindet. Ein fester Schreibtisch kostet monatlich ungefähr zwischen 180 und 300 Euro, ein Arbeitsplatz für einen einzelnen Tag ca. 15 Euro.
Berlin ist sicher die Coworking-Hauptstadt in Deutschland. Sie finden aber auch in vielen anderen Groß- und Kleinstädten Coworking-Spaces oder ähnliche Konzepte mit anderem Namen. Die Regeln, die im Coworking-Space herrschen, sind so unterschiedlich wie die Orte selbst. In manchen Büros ist es beispielsweise Pflicht, zum Telefonieren nach draußen zu gehen, in einigen gibt es eine Kaffee-Flatrate oder gemeinsame Kaffeepausen, in denen sich alle Coworker miteinander unterhalten. Der Umgang ist insgesamt sehr locker, man duzt sich und lernt schnell nette Menschen kennen.
Ein bisschen ähnelt das Arbeiten im Coworking-Space dem Leben in einem Studentenwohnheim: Jedes Mal, wenn Sie kommen, lernen Sie irgendeine neue Person kennen, dafür ist Ihr Tischnachbar der Vorwoche spurlos verschwunden. Im Coworking-Space treffen Sie auf Freelancer aus allen möglichen Branchen. Auch Gründer, die für ihre Geschäftsidee glühen, sind hier oft anzutreffen – und unter Umständen werden Sie nicht ganz verstehen, worum es dabei eigentlich geht. Eine dritte große Gruppe von Coworkern bilden die Expats, deren Firma eine Dependance in Deutschland eröffnen möchte, aber noch keine eigenen Büroräume bezogen hat.
Unter Coworkern gibt es außerdem immer jemanden, der „irgendwas mit Computern“ arbeitet. App-Entwickler und Programmierer finden für wirklich jedes Problem, das Sie mit Ihrem Rechner haben, eine Lösung, auf die Sie garantiert nie kommen würden. Auch wenn es um thematischen Input geht, gibt es unter Ihren Coworkern garantiert einen echten Experten zu dem Thema, zu dem Ihnen gerade nichts einfallen will. Umgekehrt wird Ihr unglaublich breites Allgemeinwissen, das Sie sich beim Texten angeeignet haben, endlich einmal gebührend gewürdigt. Garantiert werden Sie im Coworking-Space danach gefragt, welche Enthaarungsmethode gerade in ist, wie ein Kuchen mit glutenfreiem Mehl gelingt oder welche Reiseziele bei Fliegenfischern gerade angesagt sind – alles Themen, zu denen Sie womöglich schon einmal einen Text geschrieben haben.
Für wen Coworking geeignet ist
Für die Arbeit bei Textbroker brauchen Sie in der Regel nicht viel mehr als einen Computer, funktionierendes WLAN und einen ruhigen Ort, an dem Sie sich gut konzentrieren können. Das alles haben Sie vermutlich auch zu Hause. Dort läuft nebenbei allerdings auch die Waschmaschine, der Paketbote klingelt dreimal am Tag, um die Lieferungen für die Nachbarn abzugeben und die Verlockung ist groß, beim Recherchieren abzuschweifen und sich in Blogs zu vertiefen, für die Sie eigentlich schreiben sollten – merkt ja keiner!
Ein Coworking-Space ist deshalb ideal für alle, die sich zu Hause zu leicht ablenken lassen, denen die Decke manchmal auf den Kopf fällt und die sich danach sehnen, den Arbeitsplatz und das Privatleben räumlich zu trennen. Natürlich müssen Sie sich gut überlegen, ob Sie sich einen festen Schreibtisch im Coworking-Space wirklich leisten können. Fangen Sie doch einfach mal mit einem Probetag an und finden Sie heraus, ob Sie vielleicht effizienter arbeiten, wenn andere Menschen in der Nähe sind. Wenn Sie dauerhaft produktiver sind, lohnt sich die Investition.
Hier sind die wichtigsten Vorteile von Coworking-Spaces im Überblick:
- Im Coworking-Space herrscht eine Arbeitsatmosphäre, die Ihre Effizienz steigern kann.
- Sie lernen neue Leute kennen und haben mehr Spaß bei der Arbeit.
- Sie wissen, wen Sie fragen können, wenn Sie ein HTML-Problem haben oder eine zündende Idee für einen Artikel benötigen.
- Sie profitieren von optionalen Extras wie kostenlosen Snacks, einem Kaffeevollautomaten mit Milchschäumer, einem Laserdrucker oder sogar einer Betreuung für Ihr Baby.
Viele Coworker schätzen die Unverbindlichkeit, die mit ihrem ungewöhnlichen Arbeitsplatz einhergeht. Sie werden vielleicht angemailt, wenn Sie nicht zum verabredeten Mittagessen erscheinen. Sie sind aber nicht dazu verpflichtet, an gemeinsamen Barbecue-Abenden teilzunehmen oder sich beim Kaffee stundenlang anzuhören, was Ihre Tischnachbarin zu erzählen hat.
Anders als in einem eigenen Büro zuhause müssen Sie sich im Coworking-Space um kaum etwas selbst kümmern. Toilettenpapier, Druckerpatronen oder Kaffeebohnen werden wie von Geisterhand aufgefüllt, von lästigen Dingen wie Stromrechnungen oder Wasserrechnungen bekommen Sie gar nichts mit.
Sie möchten für ein halbes Jahr auf Weltreise gehen oder sich die gesamten Sommerferien frei nehmen, um für Ihre Kinder da zu sein? Im Coworking-Space können Sie jederzeit kündigen oder pausieren. Sie bezahlen nur dann, wenn Sie auch ins Büro gehen.
Gerade, wenn Sie neu in eine Stadt gezogen sind oder nach der Babypause allmählich wieder mehr arbeiten möchten, öffnet Ihnen ein Coworking-Space die Tür in eine neue Welt. Hier lernen Sie mühelos neue Leute kennen und können sich mit anderen Freelancern austauschen, ohne mit ihnen in eine Konkurrenzsituation zu treten. Und sehr oft ergibt sich aus netten Gesprächen auch der eine oder andere Auftrag, eine Empfehlung oder zumindest ein guter Tipp, der Sie beruflich weiterbringt.
Wann es besser ist, von Zuhause aus zu arbeiten
Sämtliche Vorteile eines Coworking-Spaces können sich natürlich auch in Nachteile verwandeln. In schlechten Monaten ist ein fester Schreibtisch im Coworking-Space schlicht zu teuer. Sobald Sie einen längeren Arbeitsweg auf sich nehmen müssen, verlieren Sie wertvolle Zeit, die Sie zu Hause zum Arbeiten nutzen könnten.
Sie freuen sich vor allem darauf, beim Coworken endlich wieder neue Leute kennenzulernen? Dann kann es gut sein, dass Ihnen nach einigen Wochen auffällt, dass Sie im Coworking-Space häufiger in der Teeküche als vor dem Monitor sitzen. Vielleicht sind aber auch Ihre Tischnachbarn etwas zu kommunikativ und lassen Sie nicht in Ruhe arbeiten.
Auch die Unverbindlichkeit des Coworking-Spaces kann von manchen vermeintlich netten Büronachbarn missbraucht werden. Wenn ein Coworker plötzlich die für den Kaffee vorgesehene Milch für sein Frühstücksmüsli verwendet, das Toilettenpapier mitnimmt und auf dem Gemeinschaftsdrucker die Doktorarbeit seines Bruders ausdruckt, funktioniert das ganze System nicht mehr. Ähnlich wie in einer Wohngemeinschaft hängen Freud und Leid im Coworking-Space maßgeblich von den Mietern ab.
Fazit: Gesellschaft beflügelt die Fantasie
Bei allen Schwierigkeiten, die in einem Coworking-Space auftreten können, sind die Vorteile der Arbeit im Gemeinschaftsbüro nicht zu unterschätzen. Um herauszufinden, ob Sie besser in einem Coworking-Space oder zu Hause arbeiten, sollten Sie ganz ehrlich zu sich selbst sein. Wenn Sie wissen, dass Sie zu Hause keine neuen Ideen mehr haben und die Jogginghose nur noch selten gegen frische Jeans tauschen, ist es höchste Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Im Coworking-Space treffen Sie auf Menschen, die in anderen Bereichen als Sie arbeiten und trotzdem ganz ähnliche Sorgen haben. Vielleicht treffen Sie aber auch andere Texter, SEO-Enthusiasten oder Webdesigner, mit denen Sie sich ergänzen, neue Kunden akquirieren oder einfach nur Expertenwissen austauschen können. In solch einem inspirierenden Umfeld macht Ihnen Ihre Arbeit ganz sicher mehr Spaß!
Ob in Berlin, Bochum oder Bayreuth – probieren Sie die Arbeit mit anderen doch einfach mal unverbindlich aus. Falls es in Ihrer Nähe noch keinen Coworking-Space gibt, fragen Sie in der Werbeagentur, dem Architektenbüro oder dem Start-up um die Ecke nach, ob es dort vielleicht noch einen Platz für einen Schreibtisch für Sie gibt. Oft entwickelt sich aus einem einzigen untervermieteten Tisch ein Coworking-Space, den Sie nach Ihren Vorstellungen mitgestalten können.
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