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Schweizerdeutsch schreiben: Das geht einfacher, als du denkst!

Texte auf Schweizerdeutsch zu schreiben, das wäre in der Tat eine ziemlich große Herausforderung. Ist es aber nicht, denn im Grunde schreibst du einfach auf Hochdeutsch und beachtest lediglich einige landesspezifische Besonderheiten, die wir dir im Folgenden erläutern.


Wenn du als Autorin oder Autor einen Auftrag aus der Schweiz erhältst, besteht kein Grund zur Sorge, dass du ja gar kein Schweizerdeutsch verstehst, geschweige denn schreiben kannst. Das ist gar nicht nötig, denn in der deutschsprachigen Schweiz schreibt man auf Hochdeutsch, was von Schweizern wiederum als Schriftdeutsch bezeichnet wird. Es gibt aber einige Unterschiede zwischen dem deutschen Hochdeutsch und dem Schweizer Schriftdeutsch, wie beispielsweise das „scharfe S“, welches in der Schweiz nicht verwendet wird.

Was ist Schweizerdeutsch?

 
Genaugenommen gibt es Schweizerdeutsch als eigene Sprache gar nicht. Schwyzerdütsch, wie die Schweizer sagen, ist vielmehr die Ansammlung regionaler Mundarten. Sie alle zusammen ergeben innerhalb der Deutschschweiz das Schweizerdeutsch. Ein gemeinsames Standard-Schweizerdeutsch existiert nicht und das finden Schweizerinnen und Schweizer auch gut so, denn der jeweilige Dialekt ist für viele ein Teil der eigenen Identität.
 
Schweizer sind stolz auf ihre jeweilige Mundart und erkennen sofort, aus welcher Region der Schweiz eine Person kommt. Das führt natürlich auch zu Vorlieben und Abneigungen. Während die einen beispielsweise Züridütsch, also denjenigen schweizerischen Dialekt, der im Kanton Zürich gesprochen wird, lieben, finden andere ihn grauenvoll und bevorzugen beispielsweise Berndütsch, welches im Kanton Bern gesprochen wird.
 
Dies aber nur als Information zum Schmunzeln, denn spezifisches Wissen über einzelne Dialekte brauchst du nicht, um für Schweizer Kundinnen und Kunden aus der deutschsprachigen Schweiz zu schreiben.

Wo wird Schweizerdeutsch gesprochen?

 
Schwyzerdütsch wird in der Deutschschweiz, auch Deutsche Schweiz genannt, gesprochen. Das sind kantonsübergreifende Gebiete in der Nordwestschweiz, der Ostschweiz, des Mittellandes und der Zentralschweiz sowie weite Teile der Schweizer Alpen.
 
Diese Regionen machen etwa 65 Prozent der Schweiz aus, rund 70 Prozent der Bevölkerung sprechen Schweizerdeutsch beziehungsweise Schweizerdeutsche Mundart. Das gilt vor allem für die Metropolregionen Bern, Zürich und Basel. Die restlichen Sprachgebiete der Schweiz werden als Italienische Schweiz (Italienisch), Romandie (Französisch) und als Rätoromanische Schweiz (Rätoromanisch) bezeichnet.

Wie wird Schweizerdeutsch geschrieben?

 
Innerhalb der Schweiz ist es in Textnachrichten, auf Grußkarten oder in E-Mails sehr beliebt, im Dialekt zu schreiben. Doch keine Angst, internationale Korrespondenz wird ganz gewöhnlich auf Hochdeutsch geschrieben, es sind keinerlei Kenntnisse über Schweizer Dialekte notwendig.
 
Als Autorin oder Autor solltest du es besser lassen, einzelne, bei Deutschen beliebte Schweizer Wörter, wie „Grüezi“, an Schweizer Kunden zu schreiben. Beispielsweise entspricht „Grüezi“ im Kanton Zürich „Ich grüße Sie“. Im Kanton Bern heißt es „Grüessech“, was übersetzt „Ich grüße Euch“ bedeutet. So kann man beim Versuch, Schweizer Mundart anzuwenden, schnell aus Versehen den falschen Dialekt auswählen. Also bleib im Zweifelsfall lieber bei korrektem Hochdeutsch.
 
Wenn Schweizerinnen und Schweizer sich untereinander auf Mundart schreiben, ist in erster Linie Verständlichkeit das Ziel, feste Regeln existieren nicht.
 
Und damit kommen wir zum Wesentlichen, nämlich zu den Besonderheiten, die für die Zusammenarbeit mit Schweizer Kunden wichtig sind.

Was musst du beachten, wenn du für Schweizer Kunden schreibst?

 

1. Kein Eszett in der Schweiz!

 
In der Schweiz fällt das Eszett (auch scharfes S genannt) weg. Das macht es dir als Autorin oder Autor zwar einfacher, weil du weniger Regeln beachten musst, andererseits birgt es aber die Gefahr, dass du automatisiert das ß verwendest. Schließlich haben wir ja alle lange genug geübt, wann Doppel-S und wann ein scharfes S kommt.
 
Tipp: Tausche am Ende des Textes mit der Suchen-Ersetzen-Funktion deines Schreibprogrammes alle ß gegen Doppel-S aus. In Word wäre das beispielsweise die Tastenkombination STR + F.

2. Kein Komma nach der Anrede

 
Im Gegensatz zu Deutschland wird in der Schweiz nach der Anrede in einem Brief oder einer E-Mail kein Komma gesetzt. Der erste Buchstabe des nachfolgenden Absatzes nach der Anrede wird großgeschrieben.

3. Guillemets statt Anführungszeichen

 
Und hier noch ein kleiner Unterschied bezüglich der gewohnten Interpunktionen: In der Schweiz verwendet man die aus dem französischen Sprachraum bekannten Guillemets statt Anführungszeichen unten und oben. Am Anfang des Zitates oder der direkten Rede steht « und am Ende ».

4. Zahlen oder Währungseinheiten

 
Zahlen werden in der Schweiz grundsätzlich durch Kommas getrennt. Beispiel: 68,4 Mio oder 13,7 %.
 
WährungseinheitenBei den Währungen gelten in der Schweiz andere Regeln als im umliegenden Europa. Schweizer Franken werden immer mit Dezimalpunkt und nicht mit Dezimalkomma gegliedert. Beispiel: FR 125.33.
 
Die Währungen anderer Länder werden hingegen mit Dezimalkomma geschrieben: Beispiel: £ 125,33.
 
Wenn die Untereinheit Rappen wegfällt, also bei einem geraden Betrag, folgt ein Strich. Beispiel: FR 100.-.
 
Die Währungseinheiten werden als FR., CHF oder Rp. abgekürzt. Ob FR. oder CHF verwendet wird, spielt keine große Rolle, CHF ist noch eine Spur mehr auf die Finanzwelt bezogen als FR., da es dort den internationalen Code für Schweizer Franken darstellt.
 
Bei ganzen Beträgen ohne Dezimalpunkt kannst du wählen, ob du die Abkürzung (CHF, FR., Rp.) verwenden möchtest, oder ob du die Währung ausschreibst, zum Beispiel 50 Franken.
 
In tabellarischen Auflistungen kannst du zwei Nullen statt eines Striches nach dem Punkt schreiben. Beispiel: CHF 2457.00. Für bessere Lesbarkeit sorgt jedoch der Strich: FR. 2457.-.

Helvetismen

 
Es gibt zahlreiche Ausdrücke, die man nur in der Schweiz hört und verwendet. Einige davon haben sich bereits über die Landesgrenzen hinaus verbreitet. Solche Wörter nennt man auch Helvetismen. Für Schreibaufträge musst du diese Ausdrücke in der Regel nicht verwenden, da sie im Hochdeutschen nicht vorkommen und die Schweizerinnen und Schweizer Hochdeutsch, beispielsweise auch aus den Medien, gewöhnt sind und in der Schule gelehrt bekommen. Offizielle Texte und Websitetexte sind in der Regel auf Hochdeutsch verfasst.
 
Verben werden im Schweizerdeutsch gerne mit -ieren gebildet. Die Eidgenossen grillieren und parkieren, während Deutsche und Österreicher grillen und parken.
 
Unter OpenThesaurus findest du viele Beispiele für Helvetismen, die du aber überwiegend nur zum eigenen Textverständnis brauchen wirst.
 
Auf Hallo Schweiz, einem Portal von deutschen Einwanderern, kannst du Helvetismen in alphabetischer Reihenfolge nachgucken.
 
Einige Beispiele:

Abwart = Haumeister
Estrich = Dachboden
Falle = Türklinke
Kabis = Weißkohl
wischen = fegen
fegen = wischen
räss = würzig
pendent = unerledigt
Nachtessen/Znacht = Abendessen
Morgenessen/Zmorge = Frühstück

Der umgekehrte Fall: Schweizer Autorin oder Autor, deutscher Kunde

 
Wenn du Schweizer Autorin oder Autor bei Textbroker bist oder werden möchtest, gilt es natürlich andersherum genauso, die deutschen Rechtschreibregeln zu berücksichtigen, allen voran das ß (Eszett oder scharfes S).
 
Hier die dazugehörigen, einfachen Regeln:
 

  1. Nach kurzen Vokalen wie a, e, i, o, u, ä, ö, ü steht in der Regel das doppelte S. Beispiele: Kuss, Genuss, wissen, Tasse.
  2. Nach langen Vokalen und Diphthongen, zum Beispiel au, ei, eu, steht in der Regel das Eszett. Beispiele: Gießen, Straße, Fußball, Buße.
  3. In Großbuchstaben wird das ß immer durch SS ersetzt.
Hand mit Glühbirne

Tipp der Textbroker-Redaktion:

Um das Eszett zu verwenden, stellst du deine Tastatur am besten einfach auf „Deutschland“ um. Wenn du keine Tastatur mit ß hast, kannst du es über einen Shortcut in deinen Text einfügen. Drück dafür die Alt-Taste und gleichzeitig die Ziffern 225 auf dem numerischem Block deiner Tastatur und dein Schreibprogramm fügt das ß für dich ein.

Tonalität

 
Die Schweizerinnen und Schweizer sind ein sehr höfliches Volk, ein gepflegter Umgang miteinander muss sein. Das sollte sich auch in deinen Texten und in der Korrespondenz mit dem jeweiligen Kunden widerspiegeln: Nachfragen in höflicher und netter Form sind gern gesehen und Texte sind eher in einem gehobenen Stil geschrieben.
 
Deine Arbeiten dürfen – je nach Briefing und Zielgruppe – sehr höflich und freundlich gestaltet werden. Ausrufezeichen findet man in der Schweiz seltener als in Deutschland. Auch den Imperativ, also die Befehlsform, haben die Eidgenossen nicht so gerne.

Zusammenfassung: Schweizerdeutsch schreiben

 
Du bekommst eine Anfrage für einen Text aus der Schweiz oder entdeckst eine OpenOrder aus der Schweiz? Greif ruhig zu! Es gibt nur wenige wirklich wichtige Dinge, die du berücksichtigen solltest. Dazu zählen:
 

  • Doppel-S statt scharfem S
  • Zahlen und Währungen nach Schweizer Standard
  • Eventuelle Helvetismen nachschlagen oder gegebenenfalls Rücksprache mit dem Kunden halten, um Missverständnissen vorzubeugen.


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Hast du Feedback zu diesem Artikel oder eine offene Frage? Bist du selbst Schweizer Autorin oder Autor und hast ein paar Tipps für deine deutschen Mitautoren und -autorinnen? Dann hinterlass uns einfach einen Kommentar unter diesem Beitrag und erzähl uns davon. Wir freuen uns auf deine Rückmeldung!


Kommentare

Corinna 22. August 2022 - 14:17

Müsli ist kein Helvetismus. Müsli ist auf Schweizerdeutsch eine kleine Maus. Richtig muss es Müesli heissen. Alles andere ist falsch.
Grüezi geht sehr wohl, landesweit. Solange man nicht den gleichen Fehler macht, wie beim "Müsli". Grüzi wäre ein Fauxpas.

Viel schwieriger erscheinen mir gewisse Eigenheiten, die der normalsterbliche Deutsche nicht wissen kann:

Es heisst Zürcher, nicht Züricher, Basler nicht Baseler, Bündner, nicht Graubündener. Wir sagen Lauch, nicht Porree, Rande, nicht rote Bete. Es heisst die Rösti, nicht das Rösti. Raclette ist ein Gericht, kein Elektrogerät – usw. usf. Es gibt nur eins: Schreibt ein Deutscher für den Schweizer Markt, muss der Text zwingend von einem Schweizer korrekturgelesen werden!

Antworten

Francisca Wachler 23. August 2022 - 10:47

Hallo Corinna,

danke für das Feedback und die Erklärungen!

Das Beispiel haben wir entfernt, damit keine Missverständnisse entstehen.

Herzliche Grüße aus Mainz!

Antworten

skriptrix1 23. August 2022 - 15:35

Hallo Corinna,

"Müsli" ist ein Beispiel für einen Helvetismus im Sinne eines Wortes, das ursprünglich aus dem Deutschschweizer Sprachgebiet stammt und heute im gesamten Deutschen Sprachgebiet verwendet wird.
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Helvetismen.

Es ist hingegen korrekt, dass in der deutschsprachigen Schweiz das Müsli das Mäuschen ist und das hochdeutsche Müsli das Müesli. 😉 Aber ja, gut, dass Textbroker das Beispiel entfernt hat, es kann leicht zu Missverständnissen führen.

Grüezi kann man schon in der gesamten Schweiz sagen, nur wird es nicht überall gleich gerne gehört. Im deutschsprachigen Wallis ist Grüezi sogar ein Schimpfwort.

Grüessli
Conny

Antworten

Benny 23. August 2022 - 10:14

Als in Deutschland lebender Schweizer begrüße ich es, dass auf Unterschiede hingewiesen wird, auch wenn sie nicht vollständig erfasst wurden. Das ist allerd ingskein Problem, denn erfahrungsgemäß legen heutige Leser viel weniger Wert auf korrekte oder hochwertige Texte; Texte im Internet strotzen vor Fehlern, und selbst hochstehende Tageszeitungen weisen heute mehr orthographische und grammatikalische Fehler auf als früher. Es ist nicht nur Im Schweizerdeutschen, sondern auch im Hochdeutschen heute so: Hauptsache ist das Textverständnis ….
Wo ich aber ganz anderer Meinung bin: Ich hatte früher in der Schweiz beruflich viel mit Deutschland zu tun, und im Gespräch mit vielen meienr Landleute stellte ich fest, dass wir alle das gleiche Problem dabei hatten: Reaktionen auf Korrespondenz nach Deutschland erhielten wir nur sehr schleppend – leider sehr oft sogar überhaupt nicht.
Has nu wöle säge …. 🙂

Antworten

Benny 23. August 2022 - 10:16

Und für die beiden Fehler in meinem Kommentar bitte ich um Entschuldigung; scheint ansteckend zu sein ….

Antworten

maamol 6. Juni 2024 - 9:53

Die Abkürzung FR. für den Schweizer Franken wird eher selten bis nie gebraucht. Üblich ist Fr. oder CHF.

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