Kollege KI: die Zukunft der automatischen Textgenerierung
Ganz konkret zeigt sich die Furcht vor Künstlicher Intelligenz aktuell am Beispiel der „intelligenten“ Textroboter zur automatischen Textgenerierung. Tausende von professionellen oder Teilzeit-Textern fürchten, durch KI-Schreiberlinge arbeitslos zu werden. Immerhin ließe sich der Aufwand der Textgenerierung durch Roboter minimieren. KI zur automatisierten Content-Erstellung kann bereits jetzt in fehlerfreier Grammatik ausdrucksstarke Texte zu vielen Themen verfassen.
KI – ein umstrittenes Phänomen
Kaum eine Technologie ist so umstritten und wird so heiß diskutiert wie die künstliche Intelligenz (KI). Neben den gängigen apokalyptischen Szenarien aus Literatur und Film (Hasta la vista, baby!) liegen auch Warnungen renommierter Wissenschaftler wie des verstorbenen Stephen Hawking vor, es mit den denkenden Maschinen nicht zu toll zu treiben. Die größte Angst des Menschen liegt wohl darin, durch Roboter und schlaue Software überflüssig zu werden. Der Mensch ist ein Schutz-Tier, welches sich gern in wohlbekannten, sicheren Gefilden aufhält und allem misstraut, was neu und unbekannt ist.
Eine Studie der Agentur nextMedia-Hamburg hat gezeigt, dass nicht einmal mehr jeder zweite Leser von moderner KI geschriebene Texte von „echten“ Texten unterscheiden kann. Doch auch Textroboter verursachen Arbeitsaufwand. Sie kommen keineswegs einfach morgens ins Büro, hängen ihren Hut auf und schreiben aus dem Stand die tollsten Texte. Bevor die KI ihren Job machen kann, muss sie nämlich erst umfangreich und zeitintensiv geschult werden. Doch dazu später mehr. In diesem Beitrag wollen wir uns damit beschäftigen, was Textroboter heute schon leisten können und aufzeigen, warum Texter und Autoren keinesfalls um ihre Zukunft fürchten müssen, sondern sich vielmehr auf ganz neue Aufgabenbereiche einstellen sollten.
Künstliche Intelligenzen sind bereits in viele Bereiche des Online-Marketings vorgedrungen. Neben Textrobotern zum Schreiben kommen vor allem Chatbots immer häufiger zum Einsatz, wobei den meisten Usern nicht einmal mehr auffällt, dass sie mit einer Maschine sprechen. Roboter haben sogar schon Gedichte verfasst. Wie du siehst, können wir schon einen facettenreichen Einsatz von KI im Content-Marketing feststellen.
Wie funktionieren Textroboter?
Ein Textroboter ist im Grunde keine Maschine, sondern Software. Diese verwendet Algorithmen, um aus verschiedenen Informationen automatisiert Texte zu erstellen. Diese Informationen müssen dem Textroboter zunächst mitgeteilt werden. Soll beispielsweise ein Online-Shop mit Produktbeschreibungen gefüllt werden, benötigt die KI alle verfügbaren Daten zu diesen Produkten.
Hier einige der Daten, welche für Produkttexte im Online-Marketing nötig oder sinnvoll sind:
- Produktnamen
- Produktkategorien
- Farben, Formen und Abmessungen der Produkte
- Verwendungszweck
- Material
- Hersteller und Land der Herstellung
- Zertifikate und Auszeichnungen
- Anwendungszwecke
- Warnhinweise
- Inhaltsstoffe (zum Beispiel bei Lebensmitteln oder Medizinprodukten)
- Ablauf- und Verfallsdaten, Allergiewarnungen
- Produkttests und -bewertungen
Diese Liste lässt sich gewiss noch erweitern und sollte alle Informationen enthalten, die zur umfassenden Beschreibung des jeweiligen Produkts beitragen. Der Algorithmus nimmt die verschiedenen Daten und kombiniert sie zu informativen Texten. Der Haken dabei: alle Daten müssen von einem Menschen eingepflegt werden, damit sie dem Textroboter zur Verfügung stehen. Je umfangreicher die Datenbank ist, desto bessere Texte kann die KI schreiben. Der Einsatz von automatischer Texterstellung ist also zunächst mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden. Nach der initialen Datenfütterung lassen sich jedoch große Mengen an Text in kurzer Zeit produzieren.
Der Textroboter stellt aus den verschiedenen Daten sinnvolle Satzkonstruktionen zusammen. Anhand der Eigenschaften, die beispielsweise mit einem Material verbunden werden, können diese treffend eingeordnet werden. Die KI erkennt, dass Jeans robust oder Seidenroben elegant und kostbar sind und versieht die Produkte mit den passenden Attributen. Sogar gängige Werbefloskeln wie „sticht sofort ins Auge“ oder „damit fällst du garantiert auf“ werden von den KI-Schreibern beherrscht. Erneut: Wie groß Vokabular und Ausdruckskraft deines Textroboters sind, hängt von der Pflege seiner Datenbank ab.
Wertvolle Unterstützung für E-Commerce-Manager
Vor allem im Bereich des E-Commerce ist die künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch. Um die enormen Mengen an Produktbeschreibungen für Online-Shops mit tausenden von Artikeln zu schreiben, würden Menschen Ewigkeiten brauchen. Textroboter können anhand gesammelter Daten in kürzester Zeit sinnvolle Beschreibungen, die sogar SEO-Vorgaben einbeziehen, schreiben. Tools wie Vision von Google machen es sogar möglich, Produkte anhand von Bildern zu erkennen. Die KI schreibt dann automatisch die Texte dazu. Doch damit nicht genug: KI kann das Nutzerverhalten analysieren, personalisierte Vorschläge machen und Usern zielgruppengerechte Inhalte anbieten. Auswertungen über Alter, Geschlecht oder Kaufverhalten ermöglichen die individuelle Anpassung von Content an verschiedene Zielgruppen. Anhand dieser Daten lassen sich ganze Landingpages zielgruppengerecht automatisch erstellen.
Ideale Themen und Content-Arten für die automatische Textgenerierung
Das alles klingt tatsächlich ein wenig danach, als gäbe es nach der Einarbeitung der Robo-Texter keinen Platz mehr für menschliche Redakteure. Vermutlich planen einige Personalabteilungen bereits, die Belegschaft zu Gunsten von KI-Kollegen zu reduzieren. Doch das wäre zu hastig, denn nicht alle Arten von Content eignen sich zur automatischen Textgenerierung. Und auch bei den geeigneten Content-Arten sollten regelmäßige Kontrollen durch Mitarbeiter erfolgen.
Bleiben wir zunächst beim Online-Shop: Textroboter verfassen flüssige Texte, die alle wichtigen Informationen enthalten. Doch fehlt ihnen die Intuition dafür, die richtigen emotionalen Stellschrauben der menschlichen Psyche zu drehen. Zumindest bei den wichtigsten Produkten und Bestsellern empfiehlt es sich daher, Feinarbeiten durch einen menschlichen Redakteur erledigen zu lassen. Nur wer selbst fühlt, kann beurteilen, welche Textpassagen zusätzlich zu würzen sind oder welche Formulierungen an der richtigen Stelle die Kaufbereitschaft der Zielgruppe triggern. So können spezielle Produkteigenschaften nochmals detaillierter beschrieben werden. Die KI weiß zum Beispiel nicht, wie es ist, mit einem Mountainbike einen steilen Abhang hinabzurauschen. Doch dein menschlicher Autor kann dieses Gefühl vermitteln und den Maschinentext damit aufpolieren.
Damit ist auch klar, dass bestimmte Arten von Texten besser nicht von Robotern geschrieben werden sollten. Persönliche Blogbeiträge, Ratgeber, wissenschaftliche Artikel und alle Bereiche der Unterhaltungsliteratur bleiben Domäne des Menschen. Die ideale Anwendung automatischer Textgenerierung liegt in allen Bereichen, wo es mehr auf Masse statt Klasse ankommt.
Hier ein Überblick über Themenbereiche, in denen Textroboter schon heute sinnvoll einsetzbar sind:
Produktbeschreibungen in Online-Shops
Wie bereits erwähnt, sind Online-Shops besonders prädestiniert für den Einsatz von KI. Dies gilt besonders, wenn hunderte oder tausende von Produktbeschreibungen benötigt werden. Oftmals unterscheiden sich Produkte einer Kategorie nur gering voneinander. Wo menschliche Autoren an der Monotonie der Beschreibungen verzweifeln, schaffen Algorithmen in kürzester Zeit dutzende von Texten und schließen doppelten Content automatisch aus. Textroboter müssen nicht erst prüfen, ob Text 378 zu sehr wie Text 95 klingt – Unique Content in Massenproduktion. Die menschliche Belegschaft kann sich auf die Kontrolle der KI beschränken und ihre kreative Energie beispielsweise in Blogbeiträge, Ratgeber oder die Pflege einer Social-Media-Community investieren.
Kategoriebeschreibungen
Auch hier gilt es in erster Linie, Daten und Fakten zusammenzutragen und sie in einem ansprechenden Text strukturiert zu präsentieren. Für moderne Textroboter ist das mit einer gut gefüllten Datenbank kein Problem. Kategorietexte sind allerdings meist umfangreicher und zugleich allgemeiner gehalten als einzelne Artikelbeschreibungen.
Nachrichtentexte
Kurze Sportnachrichten, Wettermeldungen, Börsennews oder diverse Kurznachrichten über das aktuelle Tagesgeschehen sind geradezu ideal für die automatische Textgenerierung. Diese Form von Texten ist grundsätzlich sehr einfach geschrieben und enthält zahlreiche wiederkehrende, typische Formulierungen. Dass im Fußball beispielsweise ein 1:0 „ein knappes Ding“ oder ein 5:0 eine „heftige Klatsche“ ist, lernt auch die KI sehr schnell. Hier spielt auch die hohe Reaktionsgeschwindigkeit der Textroboter eine wichtige Rolle. Nachrichtentexte können aus aktuellen Daten innerhalb kürzester Zeit erstellt werden – menschliche Autoren können ihre Zeit zur Recherche größerer Texte nutzen. In der heutigen Zeit sollte es problemlos möglich sein, die künstliche Intelligenz direkt mit Daten aus News-Portalen zu füttern. Wurde die KI zuvor umfassend in Grammatik, Sprachgebrauch und Vokabular geschult, kann sie die eingehenden Daten übersichtlich und informativ im gewünschten Sprachstil aufarbeiten.
Übersetzungen
Automatische Übersetzungsprogramme haben einen schlechten Ruf. Das Internet ist voll von wortwörtlich übersetzten Werbetexten, die keinerlei Rücksicht auf die Grammatik der jeweiligen Sprache nehmen. Doch moderne KI ist inzwischen in der Lage, innerhalb kürzester Zeit nahezu perfekte Übersetzungen zu erstellen – schneller, als jeder Mensch dies könnte. Natürlich bestehen hier die gleichen Einschränkungen wie bei der Texterstellung. Die Qualität der automatischen Übersetzung ist vom Umfang der Datenbank abhängig. Nur relativ simple Texte lassen sich zuverlässig automatisch übersetzen. Wo es auf feinste Nuancen oder versteckte Botschaften ankommt, sollte ein menschlicher Übersetzer ran oder zumindest die Maschine nach getaner Arbeit kontrollieren.
Probleme und Einschränkungen der automatischen Textgenerierung
Die automatische Textgenerierung kann ein mächtiges Werkzeug sein, doch sie eignet sich nicht für alle Aufgaben.
- Die inhaltlichen Anforderungen der Texte dürfen nicht zu hoch sein – ausgefeilte Metaphern oder das Erzählen von Geschichten, die Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen, dürfen wir von der KI nicht erwarten.
- Um individuelle, aussagekräftige Texte mit einem vielfältigen Vokabular zu schreiben, muss die KI mit großen Datenmengen gefüttert werden. Initial muss also selbst viel Arbeit investiert oder ein entsprechender Dienstleister beauftragt werden.
- Ein weiteres Problem zeigt sich bei der SEO-Optimierung. Gerade die komplexere Textoptimierung nach dem Prinzip WDF*IDF erfordert oft mehr Feingefühl, als Textroboter mitbringen. In Online-Shops mit tausenden von Produktbeschreibungen ist dies kein großes Problem. Wichtige Einzeltexte sollten besser von einem SEO-Experten nachbearbeitet werden.
- Die drohende Bequemlichkeit, die sich bei erfolgreicher Anwendung der automatischen Texterstellung einstellen mag, könnte die eigene Innovationskraft schmälern. Wirklich neue Ideen haben nur Menschen. Während Textroboter sich letztendlich nur endlos selbst zitieren, können menschliche Autoren sich stets neu erfinden.
- KI muss kontrolliert werden. Dabei geht es nicht nur um Anpassungen wichtiger Texte. Auch die massenweise Texterstellung von „Allerweltstexten“ sollte zumindest stichprobenartig überprüft werden. Denn lernende Textroboter könnten ihren Schreibstil mit der Zeit ändern und unerwünschte Formulierungen verwenden oder unhaltbare Versprechungen machen.
Zusammenspiel mit dem Faktor Mensch
Noch gibt es keine Supercomputer, deren Digitalgehirne so eigenständig lernen und interpretieren wie das organische Menschenhirn. Selbst für vollständig von KI geschriebene Texte muss zuvor ein Mensch die entsprechenden Datenbanken anlegen und die Maschine mit Informationen füttern. Einmal fertig „ausgebildet“, kann der Textroboter dann zwar auf einem gewissen Level eigenständig arbeiten, doch regelmäßige Kontrollen durch atmende Fachkräfte bleiben unverzichtbar.
Zudem sind den Fähigkeiten der KI durch Komplexität und Länge der gewünschten Texte Grenzen gesetzt. Entscheidend für den Erfolg ist also der korrekte Einsatz der Technologie. Sie kann dem Menschen repetitive und unkreative Aufgaben abnehmen und so fähigen menschlichen Redakteuren Zeit und Raum geben, um wichtigere Aufgaben anzugehen, bei denen echte Kreativität gefordert ist.
Es kann also nicht das Ziel sein, Personal durch Computer zu ersetzen. Vielmehr liegt der Schlüssel zur Nutzung der KI in der Neuverteilung und Optimierung der menschlichen Ressourcen. Ja, in manchen Bereichen werden zukünftig nur noch Maschinen texten. Sie tun es bereits seit Jahren, ohne dass wir noch Notiz davon nehmen. Nun gilt es, die eingesparte Zeit sinnvoll zu nutzen, um mehr hochwertigen Content zu erstellen, wo er gebraucht wird. Gemeinsam stellen Mensch und Maschine ein unschlagbares Team dar, welches die Zukunft des Content-Marketings entscheidend prägen wird.
Du hast selbst keine Mitarbeiter, welche die von Textrobotern geschriebenen Texte überprüfen und verfeinern können?
Kommentare
Jürgen Schulze 14. Mai 2020 - 11:05
So ein langer Text und kein Kommentar.
Bei den automatisch generierten Texten fällt mir ein Wort ein: BLEIWÜSTE
Ich habe keine Lust, seitenweise "unique" Prosa über Staubsauger zu lesen oder irgendwelche anderen 08/15-Produkte. Das Leben ist schlicht zu kurz, um sich das anzutun. Irgendwann wird das Lesen solcher breitgetretenen Nichtigkeiten (wie oft soll man noch variieren, dass ein Staubsauger Katzenhaare entfernt?) nur noch zur Qual und dauert gefühlt länger als die Lebensdauer der zugrunde liegenden Produkte selbst.
Irgendwann wird Google erkennen, dass x Variationen über ein und das selbe Thema nur auf eines hindeuten: Zeitverschwendung für alle.
Es wird die Zeit kommen, in der automatisch generierte Texte nur noch von Bots gelesen und ausgewertet werden.
Und ja, dieser Text ist von Mensch geschrieben und einzigartig.
Harald Adam 8. Dezember 2023 - 10:07
Ein sehr gut Kommentar, den ich nur begrüßen kann., da ich das auch so sehe.
H. Adam aus Oberhausen